An den Grenzen Kalem´turs


Lange war es her, daß ich auf der Suche nach meinem Vater Valbharion die Küste des Kontinents Margeh betrat. Die friedvolle Ruhe des Waldelbenreiches Kalem´turs war noch immer in meinem Herzen, als ich mich nach einem halben Jahr, welches mir wie Ewigkeiten vorkam, aufmachte, die Gefährten wieder zu sammeln um zu erfahren welche Gefahren in den Welten außerhalb Kalem´turs drohen. So fachte ich an der Grenze Kalem´turs auf der nördlichen Seite nahe des Meeres im Niemandsland zwischen Kalem´tur und Turgau mein magisches Lagerfeuer an. Viele neue magischen Worte lernte ich bei den Waldelben und so sprach ich meditierend wie im Trance vor mich her. Als erstes erschien wie durch ein Wunder Gandalf an meinem Feuer und wir begrüßten uns herzlich. Er war mit einer Botschaft in die Hauptstadt Turgaus unterwegs und reiste hauptsächlich im Grenzbereich zu den Waldelben, da er dort sicherer war als über Land. Sicher hoffte er auch schon lange mich wiederzusehen, doch Kalem´tur war sogar ihm verwehrt, obwohl er Elbenfreund genannt wurde.

Wir unterhielten uns lange über frühere Zeiten bis auf einmal PP erschien. Erst wollte er es gar nicht glauben in der Wildnis Margehs auf unsere Gemeinschaft zu stoßen und wie groß war die Freude, als auch Engel Veronika der Intuitiven Verbindung folgend, die wir beide immer haben, ans Feuer geflogen kam. Wie immer neckten sich Veronika und PP, der wieder einen Apfelbaum gefunden hatte zum draufsitzen, als eine kleine dunkle Gestalt sich dem Lagerfeuer näherte. Grüßend hob der Dunkelelf Rass´Xar die Hand: "Seid gegrüßt Mylady und auch Du Veronika...auch den Herren meinen Gruß." Ein leichtes Grinsen auf den dunklen Zügen, den Rucksack niederlegend und die Schwerter daneben drapierend, setzte sich Rass´Xar ans Feuer. Veronika indess beobachtete Rass genau und meinte: " Es scheinen ein paar mehr Narben dazugekommen zu sein, ansonsten wohlgenährt und fit wie eh und jeh..." Veronika fand Rass zwar schon gefährlich, so wie er die leicht blau leuchtenden Augen auf sie richtete, doch ließ das gelbe Feuer der Lagerstätte die dunklen Züge des Dunkelelfen heller erscheinen. Und als er auch noch liebevoll nach ihrem Befinden fragte, lebte sie förmlich auf: "Ich bin groß geworden Rass..oder meinst Du nicht" Ein leises Zweifeln huschte über ihr Gesicht, doch stolz richtete sie sich wieder auf. Indess erzählte ich der Runde über meine Reise nach Kalem´tur. Rass´Xar kannte die Waldelben und ihre Gestze sehr gut und wußte, daß sie niemanden in ihr Land lassen: "Es ist ein gefährlicher Ort für Nichtelfen", meinte er.. .."und noch unwirtlicher für mein Volk." PP sagte, er habe in der Zeit fast nur geschlafen irgendwo in den Wäldern. Gähnend unterstrich er seine Äußerung.

Ich versuchte zu erklären, warum die Waldelben so zurückgezogen leben und Gandalf bestätigte dies, denn er kannte einige Elben von Kalem´tur persönlich von seinen Reisen: "Sie haben ihre Gründe dafür...die Welt entwickelt sich weiter...doch sie wollen ihren Schutz behalten..." Der Dunkelelf kramte
zuhöhrend in seinem Rucksack nach dem Mithrilmesser, dem Brot und der roten Paste und blickte auffordernd in die Runde, ob jemand kosten wolle. PP krabbelte sofort vom Baum und setzte sich neben den Dunkelelfen. Der wandte sich wieder an Gandalf: "Das stimmt hoher Magier, sie wurden oft enttäuscht...jedenfalls ist es das, was ich gehört habe...aber Gerüchte sind eben nur Gerüchte...". Gandalf schaute nachdenklich ins Feuer und murmelte: "....die meisten Gerüchte enthalten aber auch ein Fünkchen Wahrheit..."

Inzwischen taten sich PP und Engelchen Veronika an den Vorräten des Dunkelelfen gütlich. Rass´Xars leuchtenden Augen stierten nachdenklich ins Feuer. Gandalf erzählte von seiner Mission, die ihn durch die Lande Margeh´s trieb, denn er hatte eine Botschaft an König Annias in die Hauptstadt Cimmuria im Lande Turgau zu überbringen. Rass´Xar blickte offen in die Runde um das Lagerfeuer: "Ich schließe mich euch einfach an, meine Aufgabe habe ich erledigt vor einem Monat schon, aber die Reise hierher hat mich aufgehalten...und es ist schön bekannte Gesichter wieder zu sehen. Während Engelchen Veronika verstohlen und etwas ängstlich zu dem Dunkelelfen nickte lud ich Rass´Xar ein, unser Führer zu sein, da er sich in den Landen Margeh´s besser auskennt wie wir. PP der Zwerg war sofort begeistert: "Ja, Rass einen besseren Führer als einen Dunkelelfen kann ich mir nicht vorstellen. " Ob er dies ironisch gemeint hatte, war nicht zu erkennen. Jedenfalls stimmten wir alle dafür und nur Engelchen Veronika meinte, sie müsste noch Onkel Johannes fragen, ob sie mitdürfte, wenn es so gefährlich sei. Rass´Xar erzählte nämlich von Turgau und seinen Tempelorden, die sehr mißtrauisch sind. Besonders seit Jagang, Kaiser von Hchodephes, dem Nachbarland von Turgau, anscheinend zum Krieg rüstet, wäre eine direkte Reise dahin sicher gefährlich. Ein leichtes Grinsen zog sich über die Mundwinkel des Dunkelelfen: "Ich kann aber die Stadt Cimmuria nur empfehlen, denn ich kenne keine Stadt, die so vielfältige Facetten aufweißt. Wenn man von den Orden absieht, ist Turgau ein freies Land, eine Freiheit, die man nur selten genießen darf in Ländern wie Hchodephes."

Wir beschlossen mit dem Aufbruch noch etwas zu warten, bis sich vielleicht noch ein paar unserer alten Gefährten wie Naaats und Boo, Lady Lucy, Armarcia, Pippin, Nah´denur, Aragorn, Wegbereiter, Tristan, liebrita und die Condesa uns anschließen würden. Das Auge in der Finsternis war allezeit bei uns, das spürte ich.

"Ich kämpfe gern," fuhr Rass´Xar fort "aber ein Krieger braucht auch einen ruhenden Pol, nur Kampf schadet der Seele...und der Schönheit. Nun eine Kobra ist auch sehr schön, aber eben mit Vorsicht zu genießen. Man muß einen Ausgleich zur Gewalt schaffen...Bei mir ist das der Klingentanz,als direktes Mittel, ansonsten schreibe ich Geschichten oder lege Gärten an, wenn ich länger als eine Woche irgendwo bleibe." Ich fragte Rass, ob er uns den Klingentanz einmal vorführen würde doch Rass meinte zu mir: "Lady, ich habe einen Kodex...die Klingen werden nur blankgezogen, wenn sie auch benutzt werden. Gewissermaßen ist ein Klingentanz ein Kampf und ein Tanz zugleich, aber er ist auch heilig, gehört zu meinem Orden und darf eigentlich keinem Außenstehendem gezeigt werden." "Nun denn verzeiht Rass." "Es ist keine Entschuldigung nötig, werte Lady, ihr wußtet es doch nicht." Mit einer tiefen Verbeugung berührte der Dunkelelf mit dem Kopf den Boden.

"Mal etwas anderes Rass", mischte sich jetzt Gandalf in das Gespräch, "kennt ihr König Annias näher...ich habe ihm eine Botschaft von seiner Schwester zu bringen, doch weiß ich nicht, ob er mich empfangen wird." Rass überlegte: "Ich weiß nur, daß er vom Volk geliebt wird, aber die Hierokratie nicht sehr begeistert von seinen Reformgedanken ist...und er kann ein sehr harter Mann sein. Ist es denn eine dringende Nachricht?" "Nun ob sie dringend ist, hat Ranada, die Schwester des Königs nicht gesagt...nur, daß ich sie überbringen soll und mir Gefährten suchen muß, die sich im Lande auskennen." Der Dunkelelf hörte, seine Schwerter polierend, Gandalfs Äußerungen zu. PP meinte, die Schwester des Königs in dem Lande Inauge, dort wo die Zwerge leben, gesehen zu haben, wo auch Gandalf sie traf. Ich schlug vor, Tauben auszusenden, um die Gefährten zusammenzurufen. Gandalf überlegte: "Wir müssen beraten, ob wir an der Westseite am Meer entlang von Norden her nach Cimmuria gehen oder eher von Süden durch die Steppen." PP sagte zu Gandalf: "Ich hab mich da schon erkundigt, bei einem Wanderer, den ich im Land Aritur traf...nun er schien etwas seltsam, aber das sind die Gegenden dort sowieso. Er meinte der Weg am Meer entlang wäre sicherer." Ich fragte PP ob man diesem Wanderer vertauen kann und er sagte, daß er sehr freundlich von ihm aufgenommen worden wäre. Sein Name war Karam und ich kannte einen Wanderer mit diesem Namen: "Er ist ein Eigenbrötler, der durch alle Welt zieht, aber ein gutes Herz hat."

Als ob dem Dunkelelfen gerade etwas eingefallen wäre, stand er plötzlich auf. Dunkelelfische Worte kamen säuselnd über die schwarzen Lippen und formten ein Netz, welches sich sichtbar in den Flammen fing. Das weiße Netz verband sich mit den Flammen und begann eine helle reflektierende Fläche auszubilden. Die normalerweise nur leicht leuchtenden Augen des Dunkelelfen fingen nun mit größerer Intensität an zu glühen. Die Flammen schienen zu rasen, ein Knacken und Zischen lag in der Luft. Die Holzscheite brannten sehr schnell und ein Hitzeschwall ging vom Feuer aus. Ein weißer Spiegel schwebte nun in den Flammen und ein weißhaariger Halbelf zeigte sich in der Mitte des Flammenspiegels. Mit wohlintonierter Stimme sprach es aus dem Spiegel: "Sei mir gegrüßt, alter Haudegen, hast nun bestimmt zehn Jahre nichts von Dir hören lassen." Ein Grinsen breitete sich auf den Zügen des Dunkelelfen aus: "Ich weiß Noolion, ich weiß...außerdem schulde ich Dir noch ein paar Goldmünzen, können auch ein paar Hundert sein." Die Stimme tönte weiter: "Nun, ich will euch die Goldmünzen nicht abjagen, aber sagt, was verschafft mir die Ehre? Wenn mein Kamin zu mir spricht, bin ich immer hellhörig." "Was ist euch widerfahren, keinen Geschäftssinn mehr?"
Leicht verschmitzt schaute Rass´Xar in den Spiegel. "Nun... ich habe hier eine Lady, ihr Name ist Michelle, sowie einige ihrer Begleiter...sagen wir es so, wenn einer Bescheid weiß über Schwierigkeiten im Lande Turgau, dann ihr...ihr lebt schließlich davon, ihnen aus dem Wege zu gehen. Und wie beim letzten Mal, soll euch die Hilfe einiges einbringen." Engel Veronika versteckte sich mit staunendem, offenen Mund hinter einen Baum. Während Rass weitersprach: "Ich kenne die Wege schon, aber ich bin seit Jahren nicht mehr dortgewesen und die Frage ist, hat sich etwas geändert? Sind die alten Pfade noch genauso sicher, oder haben die Orden mit der Kontrolle der Wege eine neue Einnahmequelle entdeckt?" Noolions Stimme sprach: "Nicht viel hat sich geändert...nur die Nordgrenzen sind sicherer geworden, da nicht mehr viele übers Meer kommen." "So stimmt es, was der Wanderer Karam zu PP sagte?" warf Gandalf ein. Noolion antwortete: "Ich kenne diesen Wanderer, er hat sehr viel Weisheit auf seinen Reisen erfahren." "Dann ist ja unser Weg recht klar" meinte ich zu Rass gewandt. "Nicht ganz...aber ich weiß, welchen Weg wir nicht gehen werden, weil ich die Paledonier und Thalesier kenne...und es ist immer besser, wenn die Hierokratie nichts von Reisenden weiß. Aber ich denke, wir werden eine schnelle Route einschlagen können ohne große Umwege." Der Dunkelelf wandte sich dem Spiegel zu: "Noolion, ich danke Euch... wie immer eine eine zuverlässige Quelle...ihr wißt, wo ihr Gegenleistung erhalten werdet." Eine Staubwolke zog von dannen. Drowworte verließen die Lippen des Dunkelelfen und das weiße Feld verschwand langsam aus den Flammen. Seine silbernen Augen blickten in die Runde.

Nachdem sich Engelchen von dem Schrecken erholt hatte fragte sie den Dunkelelfen: "Wer war das?" Rass lächelte verschmitzt: "Das war Noolion...ein findiger Geschäftsmann und ich denke, er wird uns helfen...jedenfalls seine Information tut das. Die sicherste Route mein ich, ist die Nordroute, vielleicht sogar ein paar Passagen mit dem Schiff...das spart Wochen." Mit diesen Worten verschwand Rass´Xar hinter die Felsen....

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