Das Lagerfeuer am Rande vom Auenland

Lady Lucy brachte plötzlich die Kunde, daß sie nicht weit von diesem Feuer ein weiteres Feuer entdeckt hatte, wo ein Reisender einsam und allein saß. So brachen alle auf, um ihn zu begrüßen, nur Eisfalke verschwand in anderer Richtung. Von jenem Feuer sah man schon von weitem das Auenland. Als der Reisende diese vergnügliche Gemeinschaft kommen sah, freute er sich riesig über den Besuch. Wer oder was jenes Wesen war, das sich Ripper nannte, welcher/s sich auch am Feuer eingefunden hatte, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Jedenfalls sprach er nicht davon, aber es fragte ja auch keiner danach. Er schaute nur mißtrauisch die Kommenden an, vor allem zu Rass´Xar hatte er ein argwöhnisches Verhältnis. Der Reisende jedoch freundete sich sofort mit allen an, vor allem Engelchen Veronika schien er sehr zu mögen. Sie schien ihn zu kennen und setzte sich vertrauensvoll zu ihm. Rass´Xar nahm seine Abendmahlzeit ein, die aus Brot, roter Paste und einem süßen Wasser bestand. Lady Lucy setzte sich neben den Dunkelelf und fragte, ob sie jene Paste einmal kosten dürfe. Bereitwillig reichte Rass´Xar ihr das Mithrilmesser, das Brot und die Paste. Der Reisende indess schürte das Feuer und genoß die Wärme. Naatz ließ den kleinen Boo etwas laufen, worauf Engelchen ein wenig besorgt hinterherrief: "Boo...verlauf dich nicht...du kennst dich doch hier nicht aus!" Sie sprang hinter Boo her, erwischte ihn trotz seiner Schnelligkeit, da Rass´Xar ein blaues Licht um den Hamster legte und steckte ihn in ihr Beutelchen. Lady Lucy hatte inzwischen von der Paste des Dunkelelfen gekostet und ihn gefragt woraus sie gemacht wurde. Daraufhin antwortete Rass´Xar : "Familienrezept, aber kein Fleisch...das kann ich mit Sicherheit sagen." Lucy leckte gierig die Paste von der Messerspitze und es schmeckte scharf und süß-sauer. Ein Prickeln lief ihr die Kehle hinab und breitete sich im Magen bis hin zum Unterleib aus.

Der Ripper, welcher der Unterhaltung sehr genau zugehört hatte, wandte sich nun an Naatz: "Ich kannte mal einen Waldläufer, der auch einen Hamster namens Boo hatte." Wissend nickte Naatz dem Ripper zu: "Viele kannten ihn...ich habe Boo nie gefragt, wie alt er ist..." Engelchen gesellte sich mit dem kleinen Boo in der Tasche wieder zum Feuer. Naatz sagte zu ihr: "Wenn Boo soo schnell rennt, dann muß er meißtens für kleine Hamster, doch bitte Vroni, kannst du ihn wieder rauslassen?" Als sie seinem Wunsch folgte und in den Beutel griff, schrie sie empört auf:
"...der Boo...der hat meine ganzen Trauben gefressen!" Schnell griff sich Naatz den kleinen Hamster und versteckte ihn. Mit einem entschuldigenden Blick schaute er Engelchen an. Der Reisende versuchte ebenfalls Engelchen Veronika liebevoll zu beruhigen: " Sicher doch, der kleine Boo hat ja geradezu ein Schlaraffenland dort gefunden und Trauben schmecken auch Hamstern." Naatz, noch immer nach einer Entschuldigung suchend, fügte noch hinzu: "...vor allem, wenn sie auf Diät sind." Leise weinend zog sich Engelchen in sich selbst zurück.
Der Reisende lächelte ihr lieb zu: "Ich denke Boo hat sich richtig gefreut." Trotzig erwiederte Engelchen: "Das ist mir egal, ob sich Boo gefreut hat, Das war ein Geschenk, ich hab Hunger!" Der Reisende sprach auf Engelchen ein und reichte ihr etwas Brot, worauf sie etwas ruhiger wurde.

Rass´Xar inzwischen legte seine Utensilien auf seinen Rucksack zückte seine Schwerter ´Drachenauge´ und ´Bluttrinker´ und erhob sich. Unter den beobachtenden Augen von Lady Lucy schritt er gen Waldrand und verschwand in der Dunkelheit. Lady Lucy eilte ihm hinterher und stellte sich hinter ihn. Als die Lady Lucy hinter ihm erschien nutzte er die Magie des Elbenrings - ein Blitz zuckte - und Rass´Xar stand hinter der erschrockenen Lady, die Schwertspitzen auf den Boden gestützt: "Ihr wünscht, Lady?" Lady Lucy drehte sich um und stammelte: "Was habt ihr vor? Zeigt mir, was ihr tut." Rass´Xar erwiderte: "Ich sagte, ich muß etwas für mich! tun. Fragt doch, bevor ihr folgt!" Sehnsüchtig blickte Lady Lucy den Dunkelelfen an: "Nehmt mich mit Rass´Xar!" Er schüttelte verständnislos mit dem Kopf: "...das wäre ein Vertrauensbeweis, der noch nicht sein darf...ich bin ein Drow! --- Ihr werdet es erfahren, aber noch bin ich zur Geheimhaltung verpflichtet." Der Dunkelelf sprach noch länger mit der Lady bis sie sich wieder nachdenklich am Feuer einfanden und eine Melodie sich wie ein leises Sirren am Feuer verbreitete.

Der Ripper hatte sich inzwischen mit Engelchen und Naatz unterhalten und der Reisende blickte sich andauernd zu Lucy um, sich wundernd, wohin sie und der Dunkelelf verschwunden waren. Nun, da sie sich neben ihn setzte wirkte er beruhigter und legte seinen Arm leicht um Lady Lucys Schulter. Ein Duell der Töne erklang am Feuer...lauter, leiser, fordernd, zurückweichend... es klang wie ein leichtes Lied und ein Säuseln erfüllte die Luft und sie vibrierte. Lady Lucy legte den Kopf an des Reisenden Schulter und hörte den Klängen zu. Ein elbisches Festtagslied schien es zu sein, doch plötzlich erschall es in einem Donner. Lady Lucy zuckte zusammen und hielt sich die Ohren zu. Naatz kauerte auch erschrocken in einer Ecke und Engelchen flüchtete zu ihm. Ein Klirren, ein Geräusch wie von Funken ließ Lady Lucy wimmernd in die Arme des Reisenden fallen. Doch nun erklang die Melodie leiser, eindringlicher...ein Lied, welches Sehnsucht verhieß raste zwischen den Bäumen umher. Die Flammen des Feuers tanzten mit dem Rhytmus der Melodie. Lady Lucy krallte sich verängstigt an dem Reisenden fest und auch Naatz und der Ripper blickten sich gehetzt um. "Hexerei!" enfuhr es dem Ripper und er sprang auf. Der Reisende nahm Lady Lucy schützend unter seinen Mantel und konzentrierte sich auf die Flammen bis sich Lady Lucys Krämpfe durch diese Wärme auflösten. Auch die anderen spürten diese Wärme, die von dem Reisenden ausging.

Plötzlich ließ ein Schrei sich vernehmen, ein Kreischen, wie auf Metall. Er hielt sekundenlang an und wurde immer höher, bis er aus der hörbaren Frequenz fiel - dann Stille... Der Ripper schaute entsetzt zu dem Dunkelelfen von dessen Magie dieses Schauspiel auszugehen schien. Nun erklang wieder eine leise Melodie, die zum Tanzen anregte...der Takt wurde schneller, ein fröhliches Lied. Lady Lucy bagann sich im Rythmus zu bewegen und gab sich der Melodie und den tiefen Baßschlägen hin, die durch den Wald hallten. Naatz öffnete vorsichtig ein Auge nach dem anderen und der Reisende lächelte sanft der tanzenden Lucy zu. Doch Naatz und Engelchen ward es nicht geheuer und sie erwägten sich in den Wald zu flüchten.

So tanzte Lady Lucy noch einige Zeit leidenschaftlich und wild - eins mit der von dem Dunkelelfen ausgehenden Extase der Töne bis sie sich in den Flammen des Feuers wiederfand. Der Reisende geleitete Lady Lucy aus dem Feuer, die in die Aura des Dunkelelfen vertieft, willig führen ließ. Auf die Frage von dem Ripper, was hier eigentlich geschieht erklärte der Reisende: "Die Wärme wird zur Hitze, die sich dem Lied anpasst und diejenigen erfasst, die auch von dem Lied berührt werden. Rass forderte den Preis...und nun schenkt er. Es geht um Freiheit... die Freiheit derer, die sich gefangen fühlen und doch bereit sind, ihre Käfige zu verlassen - mit aller Chance...und aller Gefahr. Es ist nicht zu erklären, sondern zu fühlen." Mit diesen Worten erhob er die Hand. Die Schwerter des Dunkelelfen fingen an weiß zu glühen, Hitze umflimmerte sie.
"Kal´ah tu...seyla tmpo rass derek tan..." die Worte des Drow begleiteten dessen Aufschrei und seine Schwerter bohrten sich mit einem Zischen kochenden Wassers in den Boden. Danach setzte er sich wieder ans Feuer, als wenn nichts geschehen wäre.

Der Ripper immer noch die Hand am Schwert schaute mißtrauisch in die Runde. Der Reisende versuchte ihn zu beruhigen: "Setzt euch ruhig! Hier sind keine Feinde." Doch er fauchte argwöhnisch: "Laßt mich! Ich werde mich erst setzen, wenn ich weiß, was das war." Ruhig antwortete der Reisende: "Magie und Traum." Langsam steckte der Ripper sein Schwert in die Scheide. Doch konnten ihn die Worte des Reisenden nicht überzeugen, so wie auch Engel Veronika nicht, die sich enttäuscht zurückgezogen hatte. Der Reisende blickte traurig auf seine kleine Freundin, die ihm sein Beutelchen zurückgegeben hatte und mit Naatz verschwunden war. So hoffte er, daß er ihr Vertrauen doch irgendwann gewinnen kann, auch wenn er durch seine Aufmerksamkeit zu der Magie, das Engelchen fast vergessen hatte, an diesem Abend, was ihm auch ein wenig leid tat. Rass´Xar schenkte sich noch einen Schluck ein und Lady Lucy beobachtete den Ripper von einem Baumstumpf aus.

Müde und von den vielen Eindrücken erschöpft schliefen Engelchen, Naatz und Boo und alle anderen nach einer kleinen Unterhaltung ein. Manche Dinge, die heute geschehen sind, müssen noch erklärt werden, oder sollte dies alles ein Geheimnis bleiben?

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