Der Nabassu



Es sollte ein gemütlicher Abend werden, aber nichts kommt so, wie es soll. Es fing schon damit an, daß Lady Lucy und Engelchen Pilze sammeln gingen für unsere Pilzsuppe. Man kann sich wohl denken, was geschah, als Engelchen und Lucy in einen der mitgebrachten Pilze bissen. Engelchen hob ab und flog unter Hallozinationen durch die Lüfte. Lady Lucy erging es nicht besser, nur noch im Trance erlebte sie den weiteren Abend. Da ich über die Auswirkungen jener Pilzart erzählte, deckte Gandalf vorsichtshalber die Suppe ab und Naatz schrie nach einem Regenschirm. Engelchen machte auch promt eine Bruchlandung (in was sie landete soll hier mal unerwähnt bleiben). Die beste Iddee war es, nun baden zu gehen. Auch Gandalf und ich stürzten uns in den nächtlichen See. Nur Naatz blieb mit Boo am Ufer sitzen (beide sind wohl ein wenig wasserscheu). Gandalf tauchte bis zur Mitte des Sees, um die Seeschlangen zu besuchen und um sie zu bitten die Harfen klingen zu lassen. Wunderschön war der Anblick und die Melodie schallte über den See. Nicht lange währte dieser schöne Augenblick, denn plötzlich verstummten sie und verschwanden. Gandalf gewahrte am Ostufer ein abscheuliches Geschöpf: "Zurück zum Feuer!" schrie er. Eilig schwammen wir ans Ufer. Vor Schreck vergaß ich, mich anzuziehen und so kramte ich aus meinem Rucksack eine Decke heraus, in die ich mich hüllte. Nun standen wir zitternd vor Angst, im Rücken das Lagerfeuer und blickten zum Ostufer, der Dinge harrend, die noch geschehen sollten. Lady Lucy, sich in ihrem Trance der Gefahr nicht bewußt, ging auf das Geschöpf zu, welches geifernd am Ufer herumstreunte. Doch Gandalf zog sie unsanft zurück und sie fiel in meine Arme. Die Rettung nahte, Aragorn traf zur rechten Zeit am Lagerfeuer ein. Veronika, immer noch unbekümmert durch den Trance des Pilzes im See schwimmend, achtete nicht auf den kleinen Boo, der wie wild am Ufer herumsprang, um sie zum Lagerfeuer zu holen. Erst während Gandalf und Aragorn bereits auf dem Weg zum Ostufer waren, kam sie ans Lagerfeuer gerannt. Boo, der kleine liebe Hamster schleppte sich mit ihren Kleidern ab und brach erschöpft in Naatz Hand zusammen. Ich hielt krampfhaft die im Trance singende Lucy fest, die sich der Situation nicht bewußt zu sein schien. Gandalf und Aragorn indessen schlichen sich von zwei Seiten an das zähnefletzschende Untier an. Still stand es, seine gräßlichen Nüstern bewegten sich ungeduldig, als würde es die zwei Kämpfer wittern. Die Gefahr erkannt stürzte es sich kreischend auf Gandalf, dessen Schwert an den übelriechenden Zähnen des Dämons abprallte. Kraftvoll biß es sich in seinem Arm fest. Aragorn, das Schwert in der einen und ein Messer in der anderen Hand stürzte sich auf das Ungeheuer und bohrte die Klinge des Messers tief in seinen Rücken, so daß es stecken blieb. Das Tier drehte sich zu Aragorn um und ließ von Gandalf ab, der sich unter Schmerzen erhob und zu Aragorn schleppte. Da sein rechter Arm wie nicht zu ihm gehörend an ihm herumhing, nahm er das Schwert in seine Linke und schlug dem Tier ein Ohr ab. Ein entsetzender Schrei ließ die am Feuer verbliebenen aufhorchen. Sogar Lady Lucy erwachte aus ihrem Trance und rannte zum Kampfplatz. Ich wollte sie zurückhalten, jedoch fiel ich über die Decke in die ich gewickelt war. In sekundenschnelle traf Aragorns Schwert Andúril das Tier am Arm, während sich Gandalf, von dem Schwung des letzten Schlages mitgerissen, niederfallen ließ. Ein letzter Stich des berühmten Schwertes bohrte sich mitten in das Herz des Dämons. Dankend blickte Gandalf Aragorn an: "Ohne Eure Hilfe wäre ich des Todes." Auch Naatz war inzwischen am Schlachtfeld angekommen und alle kümmerten sich besorgt um Gandalf. Während Aragorn und Naatz den verletzten Gandalf zum Feuer trugen zog Lady Lucy das Engelchen von dem stinkenden Kadaver des Tieres weg: "Dem Tod werdet ihr früh genug begegnen Kleine."
Am Lagerfeuer angekommen legten sie Gandalf behutsam ab, der benommen den Kopf schüttelte. "Das Tier, es hatte sich festgebissen und sein Speichel ist es, der eine Vergiftung hervorruft....ich spüre, wie sich das Gift durch meinen Körper zieht und überall Lähmung hervorruft." Während Lady Lucy zum Fluß ging, um Wasser zum Auswaschen der Wunde zu holen sah sich Arragorn die Wunde an. "Ich brauche Königskraut." Indess er die Wunde auswusch, machte sich Engelchen auf den Weg, um das Kraut zu suchen. Lady Lucy reichte Gandalf ihre Hand und mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ er die Prozedur über sich ergehen. "Sagt Aragorn, habet ihr solch Geschöpf schon einmal gesehen, und wenn, woher könnte es kommen?" Auf dem Königskraut kauend, welches sich nun eingefunden hatte, antwortete Aragorn: "Das fragt Ihr mich? Ihr wandelt länger auf Mittelerde herum. Ich habe soetwas noch nicht gesehen." Arragorn legte das Kraut und einen Fetzen seines Mantels ins Wasser. "Ich sah es noch nicht Aragorn, sonst würde ich Euch nicht fragen." Naatz mischte sich in das Gespräch der beiden: "Es sah aus wie ein Nabassu, ein niederer Dämon." Naatz erinnerte sich, solchen Geschöpfen in seiner Vergangenheit schon begegnet zu sein. Aragorn legte den Streifen mit dem Kraut auf Gandalfs Wunde und machte den Verband fertig. "Das müsste reichen, nun ruht aus!" Lady Lucy setzte sich und blickte gedankenversunken ins Feuer. Auch meine Gedanken schwirrten umher und ich blickte traurig zum See. Traurig, weil ich dachte, wir hätten das Böse mit der Befreiung der weißen Stadt für immer von hier verbannt. Grübelnd rührte ich in der Pilzsuppe herum. Besorgt fragte Naats Aragorn, ob die Wunde heilen würde. "Wenn er Ruhe findet, ja...es braucht seine Zeit, um zu wirken." Dankend nahm Aragorn den ihm angebotenen Wein. Lady Lucy, welche die ganze Zeit dem Tanz der lodernden Flammen zugesehen hatte, sprang plötzlich auf. "Ich werde wohl am Besten eine Runde spazieren gehen, ein wenig die Beine vertreten." sprach sie und ging auf den Wald zu. Gandalf versuchte sich aufzurichten: "Bleibt doch noch ein wenig, Lady Lucy!" mit einem Schmerzenslaut blieb er liegen. Aragorn schaute Gandalf ein wenig böse an: "Ich habe doch gesagt, Ihr müßt ruhen. Es wirkt zwar rasch, aber auch dies braucht seine Zeit." Naatz schüttelte mit dem Kopf: "Diese Magier...immer so ungeduldig!" Verständnisvoll zu Gandalf schauend sagte ich zu Naatz: "Sie sind es nicht gewohnt so nichtstuend herumzuliegen." Gandalf nickte: "Womit Ihr wohl recht habt, werte Lady Michelle."

Veronika war indessen Lady Lucy in den Wald gefolgt und da nun etwas Ruhe eingekehrt war, begrüßte Naatz den Waldläufer, da es noch zu keiner formellen Begrüßung gekommen war. Aragorn verbeugte sich: "Zu Euren Diensten!" Naatz antwortete: "Oh, zur Zeit benötige ich oder Boo Eure Dienste nicht, trotzdem danke." In Erinnerung dessen, daß Aragorn heute Gandalf das Leben gerettet hatte, wandte ich mich an Naatz: "Nicht mehr, Naatz, aber sicher wieder einmal.... wenn wir aufbrechen ins Auenland." Naatz räumte ein: "Wollt Ihr das wirklich? Denkt an den Dämon. Euer Reich wäre dann ungeschützt!" Gandalf meinte, daß wenn sich ein Dämon oder sonstiges hier einfinden und niemanden antreffen würde, könnte er nicht viel Böses ausrichten. Doch Naatz war da anderer Meinung: "Es könnte dieses Reich für sich beanspruchen, seine Eier hier ablegen oder diesen Ort entweihen..." Aragorn lauschte Pfeife rauchend dem Gespräch, welches jedoch durch die Ankunft Pippins unterbrochen wurde. Röchelnd begrüßte Gandalf seinen lieben Freund. Auf die Frage hin, was geschehen sei, sprudelte Naatz heraus: "Gandalf wurde verletzt, als er mit Aragorn gegen hunderte der übelsten und furchterregendsten Dämonen kämpfte, die die Welt je gesehen hat!" "Übertreibt es nicht Naatz!" Aragorn schüttelte den Kopf. Naatz duckte sich etwas kleinlauter: "Ok, ok, vielleicht waren es auch nur fünfzig oder so..." Gandalf lächelte über die Phantasie von Naatz: "Nun, ich denke, eines derer Dämonen war Kampf genug." Noch etwas kleinlauter fügte Naatz hinzu: "Aber der war der König der Dämonen! Hoch wie ein Haus und stark, wie zehn Ochsen!" Aragorn schaute Naatz ermahnend an. Trotzig erwiderte er Aragorns düsteren Blick: "Ja, gut, es war eine kleine Beutelratte, noch dazu völlig abgemagert..." Pippin, der mit fiebrigen Augen dem Gespräch gelauscht hatte, verabschiedete sich bald: "Werte Freunde, eine fiebrige Krankheit hat mich befallen und im Haus der Heiler konnte man mir auch nicht so recht helfen, ich brauche etwas Ruhe." Lady Lucy und Veronika waren indess auch wieder am Lagerfeuer angekommen und Naatz bekam Hunger. So verteilten wir die Pilzsuppe, wobei Aragorn, der sich bereits mit lembas gestärkt hatte, dankend ablehnte. Lady Lucy hatte wohl heute genug von Pilzen, so half sie Gandalf, der sich krampfhaft bemühte die Suppe mit der linken Hand zu löffeln. Während der schmatzende Naatz und Aragorn sich über lembas unterhielten traf Na´denur aus fernen Reichen am Lagerfeuer ein. Mißtrauisch blickte Lady Lucy den fremden Wanderer an: "Tretet in den Schein des Feuers und offenbart Euch." Ich begrüßte Nah´denur freudig, denn er war auf meine Einladung hin in mein Reich gekommen. So erzählte ich ihm kurz, was hier geschehen war und er setzte sich zu uns. Aragorn stand auf: "So, da es Gandalf besser geht und die Sterne mir verraten, daß es schon spät in der Nacht ist, werde ich nun gehen..." Gandalf nickte: "Ich verdanke Euch mein Leben Aragorn...und ich hoffe, ich kann mich revanchieren." "Eines Tages, Gandalf, eines Tages..." sprach Aragorn und ging zu Lady Lucy und umarmte sie zum Abschied. Der kleine Boo beschnupperte indess den Wanderer und Naatz kümmerte sich um die Suppe. Plötzlich zog Lady Lucy Gandalf den Löffel aus dem Mund und sprang auf. Hastig rannte sie fort, Arragorns Spuren folgend. So kümmerte sich jetzt Naatz um Gandalf, welcher sich dann aber auch bald von Engelchen nach Hause fliegen ließ.

Nun waren wir drei allein und Naatz erzählte von Boo, seinem Hamster. Auch Nah´denur kostete von unserer leckeren Pilzsuppe, die ich ihm unbeholfen einschenkte. Dabei erinnerte ich mich wieder, daß ich ja immer noch nackt unter der Decke war, die mich verhüllte und die Sachen noch am See lagen. Als ob die beiden Gedanken lesen könnten boten sie sich gleichzeitig an, die Kleider vom See zu holen. Auf die Frage, wo denn die Kleider lägen, deutete ich zu meiner Lieblingsbirke. Beide stürmten sie los. Lachend warf ich die nasse Decke in die Ecke und trocknete meine feuchte Haut. Die wohltuende Wärme des Feuers spürend, stellten sich die feinen Härchen meiner Haut wie Galionsfiguren aufrecht. Ein erotisches Gefühl durchzuckte meinen Körper und ich dachte an meinen Geliebten. Als ich Schritte hörte, kuschelte ich mich wieder in die Decke. Naatz und Nah´denur hatten inzwischen die Kleider gefunden und ließen Boo noch einmal den Boden absuchen, denn es war recht dunkel am See. Nah´denur trat mit meinen Kleidern in der Hand in den Schein des Feuers. Er reichte sie mir und wandte sich zum See. Naatz meinte stotternd: "So, während Ihr Euch umzieht muß ich...wichtiges...Zeug suchen... im Wald... genau!" verschämt drehte er sich um. Lächelnd bemerkte ich, daß mein Slip fehle. Nah´denur hob die Agenbraue: "Aber Boo hat doch..." Naatz wandte sich an Boo: "Du hast doch gesagt.... Hmmm, Boo sagt, daß wirklich nichts mehr da war." Nah´denur meinte sie sollten nochmal mit einem Scheit Feuer an den See gehen, doch Naatz sagte: "Nun, Boo sieht manchmal Drachen mit Hasenpfoten aber...wenn Boo sagt, da war nichts, dann war da auch nichts mehr." Lächelnd dem Gespräch lauschend fragte ich spitzbübisch, ob Boo ihn vielleicht gefressen hätte. Als Naatz empörend widersprach, beließ ich es bei diesem Scherz. "Nun es geht auch ohne..." Lachend warf ich die Decke weg und fing an mich anzuziehen. "Dann werde ich nun Naatz beim ...Äehm...Suchen...im Walde helfen. Nah´denur lief mit Naatz schnell Richtung Wald und suchte etwas, was es nicht gibt und von dem er nicht mal wußte, daß er es suchen sollte. Lächelnd streifte ich mir das Kleid über und setzte mich ans Feuer. Nah´denur sich flüsternd zu Naatz wandte: "Nun können wir aufhören zu suchen, glaube ich..." Naatz erwiderte: "Ähm, in Ordnung, auch wenn ich es fast gefunden hätte..." So kehrten sie zum Feuer zurück und immer noch lächelnd schenkte ich Na´denur einen Teller Pilzsuppe ein. Um unauffällig ein anderes Thema anzusprechen erzählte Naatz von seiner Vergangenheit und auch Nah´denur...doch dies soll an anderer Stelle erzählt werden.



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