Die
Tore der Elbenstadt
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Wir ließen Lady
Armarcia zurück am Feuer, denn wir erwarteten noch die Ankunft des Waldläufers
Aragorn, mit dem Lady Lucy die letzten Tage die Länder durchstreift hatte.
Er wollte um die zehnte Stunde am Lagerfeuer erscheinen, doch solange
konnten wir nicht warten - die Zeit drängte. Doch wie wir wissen, sind
Waldläufer schnell und so hofften wir, er würde uns einholen. Pippin kniete
kurz vor unserem Abschied noch einmal vor Lady Armarcia: "Lady, auf
Euch lastet ein Fluch, von dem Euch die Steine befreien können."
Als Veronika voller Mitleid bei Armarcia bleiben wollte, erinnerte sie
Pippin jedoch an dieVerantwortung, die ihr durch das Geschenk ihrer Mutter,
den Graustein, auf den Weg gegeben wurde. Pippin bedauerte zwar, das der
Zwerg PP nicht anwesend war, um Lady Armarcia bei der Wache Gesellschaft
zu leisten, doch sie nahm tapfer die Herausforderung an: "Ich werde
hier auf den Waldläufer warten...gehet ruhig...vor allem Du Engelchen
- es ist wichtig!" Armarcia dankte Pippin noch für die hoffnungsvollen
Worte und so zogen wir davon in die Sümpfe des Ostens. Der Zaubergeist
nahm Engelchen an die Hand und Lady Lucy die Pferde von Pippin und Gandalf
am Zügel. Mein Hengst Walhar trabte hinter Gandalfs Schattenfell her,
als ob er sich einer tiefen Freundschaft bewußt zu sein schien. Pippin
griff zart nach meiner Hand und übernahm die Führung. " Hier entlang...
zu den Sümpfen. Wir werden uns von den Sümpfen aus der Stadt nähern, niemand
glaubt, daß dies möglich sei." Der Zaubergeist ungläubig in Veronikas
Ohr flüsterte: "Wie glaubt Pippin, daß wir den Sumpf durchqueren
können?" Als ob Pippin das Flüstern gehört hätte, gab er dem Zaubergeist
die Antwort: "Ich kenne den Weg, der Waldläufer führte mich hindurch
vor vielen Jahren... bleibt dicht hinter mir!" Lady Lucy noch mit
den Zügeln der Pferde kämpfend meinte: "Ja, dies wird der beste Weg
sein, die Sümpfe sind sicherer als die weiten Ebenen um die Stadt. Doch
wir werden die Pferde nie heil durch diese Sümpfe bekommen." Beruhigend
redete der Zaubergeist auf Lady Lucy ein:" Führet die Pferde, dann
werden wir es schaffen und folget alle Pippin. Ich werde hinter euch herwandern
und euch beschützen. Nehmt eure ganze Kraft zusammen und vertraut eurem
Instinkt und Gefühl! Gehet und seid furchtlos! " Kraftvoll klangen
seine Worte, wie die eines Zauberers würdig: "Die Pferde sind kluge
Geschöpfe, behaltet die Nerven und bleibet ruhig." So wanderten wir
vorsichtig weiter. Der Boden war feucht, man hörte die feuchten Schritte,
doch es drang kein Laut nach außen, die Feuchte schluckte alle Geräusche.
Nur das Atmen der Pferde übertönte den leisen Hauch der Wanderer. Der
Dampf der Pferde vermengte sich mit dem Nebel des Sumpfes, die ersten
Schritte waren geschafft. "Nach links, dort ist ein Rinsal, dem wir
folgen müssen... und dann dort hinunter. Die Lichter, die ihr seht, gehören
schon zur Stadt." Pippin sprach sehr deutlich, doch in dem grauenvollen
Sumpf erschienen seine Worte wie verschluckt. Dieses Grauen machten Lady
Lucy, Veronika und mich sprachlos und ich zitterte am ganzen Körper. Von
weitem hörte ich den Ruf Pippins: " Lady, der Kristall?...alles in
Ordnung?" Langsam, wie im Trance ließ ich den Kristall in meine Hände
gleiten. Ein Funkeln ging von ihm aus, der mich wieder wachrüttelte. Plötzlich,
als ich den Kristall in die Höhe hielt, waren die Sümpfe verschwunden
und ein klarer Fluß lag vor uns... der Eingang zur weißen Stadt. Ehemals
erbaut von Elben und Menschen trotzten die aus Stein gemeißelten Abbilder
der Könige uralter Zeiten dem sich ausbreitenden Übel des Bösen. Doch
wie ein Traum verschwand dieses Bild vor meinen Augen und das Dunkel gewann
wieder die Oberhand...Gräßliche Visionen plagten mich. "Das sind
die verdorbenen Herzen der Elben." Pippin spürte meine Angst. "
Dort an der Mauer werden wir in die Stadt eindringen." Auch Lady
Lucy war in den dunklen Schatten der Visionen gefangen und erst als Gandalf
sich sorgenvoll nach ihr umschaute und sie rief, erwachte sie aus ihren
Albträumen.
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