Gegrilltes
und Aufbruch
Während Engelchen sich zum See schlich, um die Harfen der Seeschlangen zu hören, erzählte Lady Armarcia von ihrer Vergangenheit. Als letztes Einhorn rettete sie, durch einen Zauberer in eine Menschenfrau verwandelt, ihre Brüder und Schwestern vor dem Roten Stier. So war sie jetzt ein Zwischenwesen, weder richtig Einhorn, noch Mensch, denn sie fühlte nun die Sterblichkeit und Leid, aber auch Liebe. Seufzend hörte Lady Lucy die Geschichte der Einhörner: "Auch mein Gefährte Kotuc ist ein Zwischenwesen, halb Wolf und halb Mensch...wißt Ihr, ob man einen solchen Fluch brechen kann? Kann es denn nie wirklich rückgängig gemacht werden?" "Man kann ihn durch das Gute brechen, Lucy, durch Liebe." Gandalfs Stimme verbreitete eine wohlklingende Wärme. Zustimmend und mich an meine Träume erinnernd nickte ich ihm zu: "Ich denke auch, denn die Liebe ist die größte Magie." Stotternd seufzte Lady Lucy: "nun...ich...doch wie soll ich...was muß ich denn tun...ich liebe ihn doch..." "Ihr müßt Geduld lernen mein Kind..." Väterlich schaute Gandalf ihr tief in die Augen. "Ach, vielleicht habt Ihr recht Gandalf, ich bin zu ungestüm." Plötzlich hörte ich Pferdehufen...die Condesa aus den iberischen Landen ritt im Gallopp auf einem braunen Gaul am Feuer vorbei. Rasch zügelte sie ihren ungestümen Hengst und trabte ans Feuer. Gandalf lud sie ein, am Feuer Platz zu nehmen und ich bot ihr etwas von unserem Reh an. Auch das Auge mit seinem Engelchen kamen vom See herbeigelaufen; sahen sie doch das Pferd der Condesa von Weitem schon. Die Condesa begrüßte die Gemeinschaft am wärmenden Lagerfeuer: "Ich bin diejenige, die mancher Zungen mächtig, durch die Wälder und Steppen zieht und mein Brauner wurde speziell gezüchtet, um mich zu tragen - aus den Weiten - in die Weiten, in die Wälder - zu den Seen." dankend nahm sie den Wein von Lady Armarcia entgegen. Engelchen, welche sich intuitiv an unsere Aufgabe erinnerte, da sie ja gerade vom See kam, wo wieder mal ein öliger Film über dem Wasser schwamm, fragte sogleich, ob die Condesa schießen könne. "Ich kann schießen, sehr wohl, doch nur mit Pfeil und Bogen und mit dem Blasrohr, dem der Völker über dem Ozean." Gandalf der immer noch über die Elben sinnierte, horchte auf, denn die wunderschönen Sprache der Elfen klang in seiner Erinnerung: "Condesa, kennt ihr auch die Sprache der Elben?" "Der Elben Zunge kenn´ ich nicht, oh Gandalf, doch wäre es lieb von Euch, mir ein Exempel darzubieten. Dann könnt ich proben, ob ich´s verstehen kann. Die Sprachen der Nordischen, welche ja dem Elbischen ihr Fundament gaben, sind mir nicht so sehr geläufig, doch wissen wollt ich´s schon." So sprach Gandalf wieder etwas in sich gekehrt : "a´dao bhanda" (=Ich werde darüber nachdenken) Gandalf und das Auge beobachteten den Himmel, denn ein Sturm braute sich zusammen. Armarcia rückte fröstelnd näher ans Feuer. Indess ich der Condesa die Sprache der Waldelfen erklärte, sah Gandalf zu Lucy hinüber. Er spürte ihre Traurigkeit, wie sie so gedankenversunken ins Feuer blickte. Sie spürte seinen fragenden Blick und sagte: "Ich muß immer wieder an Kotuc denken, dabei kam ich doch her um zu vergessen. Meine eigenen Gedanken fallen mir zur Last." "Er wird das Wolfsgesicht verlieren, durch Eure Liebe, Lucy." tröstend waren Gandalfs Worte. "Ich hoffe es...und doch weiß ich nicht einmal, ob er es will. Ich will ihm das Tier nicht rauben, denn es macht ihn stark. Meine Liebe würde ihm nehmen, was sein Überleben sichert." Während Engelchen und ich Lady Lucy tröstend in die Arme nahmen, meldete sich die Condesa zu Wort: "Lucy, Liebe sichert Überleben, sie nimmt es nicht." nachdenklich erzählte sie weiter: "In meiner iberischen Heimat, oh Lucy, lebten auch zwei Welten friedlich nebeneinander, bis eine von ihnen die andere aus Machtgier vertrieb und damit die Wissenschaft, die Schrift-und medizinkundigen, die Mathematiker...alle mußten flüchten. Zurück blieben jene, die glaubten, ihr Glaube sei der einzig wahre. Sie vertrieben zwei Vettern Völker, ähnlich im Glauben, doch nicht gleich: die Mauren und die Juden...lang ist es her, etwa 500 Jahre..." Traurig seufzte Lucy: "Wozu das alles, die Geschenke der Erde sind unermeßlich...niemand müsste leiden. Weshalb muß ich ein Land besitzen und mir untertan machen, wenn es mich doch auch so reich beschenkt...Und egal, wie wir sie nennen, die Macht, zu welcher wir das Haupt erheben, sie bleibt die Gleiche." In den Himmel schauend zog sich Lucy die Kapuze ihres Capes bis über die Nase. Gandalf stand mit dem Blick zum Horizont gerichtet auf. Die Worte der Condesa wurden nun fast von dem Tösen des Sturmes übertönt: "Ja, die Geschenke der Erde sind unermeßlich, doch jedes Geschenk hat seine Kehrseite. Unmenschlich können auch sie sein- die Erde, unsere Natur...doch sie schenkt uns unser Wesen, und es beinhaltet die dunkle und die helle Seite!" "val glode ir sala - a´dao nurdrala bha. sanyaza feygra! " wortgewaltig ertönte die Stimme Gandalfs. (was sinngemäß bedeutet: "Der Behüter des Feuers wird wachsen und ich werde achtgeben. Weiche zurück, Feind! ) Mächtig sind die Zungen der Waldelfen, denn das Unwetter verzog sich Richtung Norden, wo es herkam. Als ob die Magie des Zauberers nicht nur den Sturm vertrieben hatte, erschien ein Ritter am Horizont, sein Schwert schleifend hinter sich herziehend, den Kopf mit einer Scherpe verbunden. "Seid gegrüßt ihr edlen, Schlimmes ist mir widerfahren." Erschöpft setzte sich Pippin ans Lagerfeuer und berichtete: "Gandalf, alter Recke, die Düsteren des Nordens haben die Säbel gewetzt. Ich kannte sie nicht, die Übermacht war zu groß. Aber ich hörte, wie sie von der Mondblume sprachen und dies beunruhigt mich doch sehr." Engelchen, nun wieder hellwach flötete glücklich: "Sie wartet auf Dich Pippin...ich höre sie. Au fein, jetzt geht´s endlich los." Auch ich freute mich so sehr über meinen Ritter, daß ich vor lauter Herzklopfen fast sprachlos war. Hatte ich doch so sehnsüchtig auf ihn gewartet und meine Tauben ausgesandt in alle Himmelsrichtungen. Nun endlich war er da und die Wanderschaft konnte beginnen. Dringend mußten wir heute die Mondblume zum Blühen bringen, auf daß sie uns in ihrer Weisheit einen Rat geben könne, um die Seeschlangen aus der düsteren Gefangenschaft zu befreien. So also begann unser nächstes Abenteuer. |