Die Höhle


In Eile bestiegen wir die Pferde. Die Mondblume würde blühen heute, wenn wir dem Feind zuvorkämen, dessen war ich mir sicher. Lady Armarcia wollte als Wache am Feuer verbleiben und Pippin gab ihr ein Horn, welches den Zauber besitzt nur von ihm gehört zu werden, dem Feind jedoch die Richtung nicht zu verraten, aus der es schallt. Engelchen schwankte hin und her, ob sie denn bei Lady Armarcia bleiben sollte oder die Gemeinschaft begleiten, ebenso die Condesa in ihrer Unwissenheit über die Aufgabe. Doch sie beide faßten Mut und ritten mit uns. Lady Lucys Abenteuerlust übertrug sich auf die gesamte Gemeinschaft. Sie stob davon wie der Blitz, froh eine neue Aufgabe zu haben, um nicht mehr an Kotuc denken zu müssen. Wir waren noch nicht lange unterwegs. da stieß ein Ritter, welcher sich Wegbereiter nannte, zu uns. Die Condesa stellte sich sogleich unter seinen Schutz und er ritt mit ihr am Ende des schmalen Pfades. Kurz vor der Höhle, in der wir das letzte mal die Knospe der Mondblume sahen, hörte ich plötzlich einen Schrei. Die Condesa verschwand im Dunkel eines Loches...eine Falltür. Der Wegbereiter machte sich sofort auf, in den Schlund zu klettern, um die Condesa zu retten. Pippin und ich gingen in die Höhle und das Licht der Steine unserer Ringe erleuchtete uns den Weg. Gandalf folgte uns geduckt, denn die Gänge waren sehr niedrig, zu niedrig für einen Zauberer seiner Größe. Ich erinnerte mich an den Weg des Glühwürmchens vom letzten Besuch dieser Höhle und bald strömte uns ein wunderbarer Duft entgegen. "Seht Pippin, sie blüht! Wie schön sie ist!" Pippin sah sie jetzt auch, er kniete nieder. Dabei entdeckte er Runen, die in die Wand hinter der Mondblume in die Felswand gemeißelt waren. Gandalf versuchte sie zu entschlüsseln. "Die Runen sprechen von den alten Tagen, wo das Böse noch nicht da war." Er buchstabierte:"...n.a.t.h.r.a.n.d.i.r" "Also doch..." rief pippin, "ein elbischer Name...es geht bis zu der alten Zeit zurück." Leise Worte drangen plötzlich an Pippins Ohr... die Mondblume flüsterte: "Noordlaand,Noordlaand, sie leben, aber sind gefangen, befreit sie... sie müssen... falsch... erhellt... Mond..." "Sie verblüht edle Lady, sie verblüht...!" Langsam fiel ein Blütenblatt um das andere und schwebte zur Höhle hinaus, getragen von dem Wind der Hoffnung. Nachdenklich beobachtete Pippin die Runen: "Gandalf , sagt, wann feiern die Elben das Mondfest?" Gandalf murmelte: "Es gibt viele Elbenvölker in den Weiten der Länder Pippin, und jedes Volk hat eine andere Zeit, das Mondfest zu feiern." Pippin stand auf: "In der richtigen Zeit liegt die Lösung, dann werden wir erfahren, wo die Seeschlangen sind." Er grübelte..."...hell,... Mond,...daß kann nur bedeuten, daß Vollmond sein muß...Lieben die Seeschlangen den Vollmond?" Ich zuckte mit den Schultern und sprach zu Pippin: "Sagte die Mondblume nicht auch, wir müssten den See umrunden, und das Gesicht finden, Pippin?" Im Verblühen hatte ich sie davon flüstern hören, als Pippin bereits seine Aufmerksamkeit den Runen zugewandt hatte. So war dies ein weiterer Hinweis, doch bei dem Gedanken an das Gesicht lief es mir schaudernd den Rücken herunter. Den verblühten Stengel streichelnd nahm ich Abschied. Auf dem Weg aus der Höhle flüsterte mir Pippin lächelnd ins Ohr: "Ihr Lady Michelle seid jetzt die Blume und ich hoffe sie verwelkt nie..." worauf ich errötete.

Draußen angelangt, war auch die Condesa wieder anwesend und wohlauf, dank des mutigen Einsatzes und der Fürsorge des Wegbereiters. Sie sprach von der Zauberin Kahundra, welche sie im Sturze aufgefangen und vor dem Aufprall gerettet hatte. Doch dies ist eine andere Geschichte, welche die Condesa uns sicher später einmal erzählen wird. Wir einigten uns den See zu Pferde und zu Fuß zu umrunden, da Pippin die Nordländer im letzten Kampfe zum Ostufer des Sees gelockt hatte, auf eine falsche Fährte. Wir waren jetzt auf der Westseite und würden noch ein wenig nördlich gehen können, ohne ihnen in die Hände zu fallen. Danach, dann nach Osten, um ihnen den Rückweg abzuschneiden. Innerlich spürte ich, das wir das Gesicht erst finden werden, wenn die Nordlländer vernichtet sind, nämlich in ihrem Land, welches sich kalt und todesgleich am Fuße des Hraad über die nördliche Ebene erstreckte. Vom Eingang in jenes Land hatte ich einstmals von Wanderern am Lagerfeuer gehört. Er sollte sich am Fuße des Flusses Epharain befinden und einst in der Zeit des Beginnes der Welt als Tor zu eines der schönsten Landen der Elben und Menschen geführt haben, bevor das Böse alles in seine Gewalt nahm. Doch wußte ich zu dieser Zeit noch nicht, daß dies der Eingang zur weißen Stadt war, wovon erzählt wurde, so behielt ich jene Gedanken erst mal bei mir und wir wanderten schweigend weiter. Lucy ritt mit Gandalf auf einem der beiden Pferde und hielt sich an ihm fest. Sie fühlte sich sehr wohl dabei. Ich lief neben Pippins Pferd, als er plötzlich die Zügel anhielt und horchte. "Das Horn! Hört... Lady Armarcia droht Gefahr..." Schon preschte er davon. Gandalf meinte, wir sollten hier auf Pippin warten. In der Zwischenzeit verabschiedete sich Auge, welches das Engelchen nach Hause begleiten wollte. Bald kam Pippin mit Lady Armarcia zurück, welche die Schatten der Nordländer am Ostufer gesehen hatte, die nach Süden zogen. So gab es nach der Erzählung Armarcias einige Meinungsverschiedenheiten über die weitere Richtung... doch Pippin entschied sich, erst einmal nach Osten zu reiten und wir schlossen uns ihm an. Nur die Condesa und der Wegbereiter ritten nach Süden und sie verabschiedeten sich.

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