erste Erkundungen


Eines Tages, es ist noch nicht allzulang her, schlenderte ich wieder einmal gedankenversunken durch mein Reich, glücklich , einen so schönen Ort gefunden zu haben. Viele Bäche flossen an den Bergen hinunter zum Fluß, wo sich das Wasser kräuselte, wie aus Freude über diese lustigen Springgesellen. Ich ließ das kühle Bachwasser durch meine Hände gleiten, bevor das erfrischende Naß über meine Brüste rann. Ein Gefühl von Freiheit und Erotik durchzuckte meine Glieder und ich dachte voller Sehnsucht an meinen Geliebten. Still, wieder einmal meiner inneren Stimme folgend, ging ich Richtung See am Flußufer entlang. Die Harfenklänge, die ich seit der Begegnung mit den Flußgeistern öfter gehört hatte, verstärkten sich und die Töne wurden immer klarer. Ich glaubte ein wehklagendes Weinen zu hören, sanft und matt. Einer Intuition nachgebend schaute ich in das Spiegelbild meiner inneren Stimme und die Flußgeister erschienen mit wispernden Lauten: "Du riefest uns?"... "Ja, ich hörte wehmütiges, hoffnungsloses Klagen und eine Trauer, die ich nicht vorher gekannt, liegt in den Harfen." Schaudernd spürte ich einen eiskalten, leisen Windhauch auf meiner Haut. Viele Geschichten um die Seeschlangen hatte ich schon von Reisenden gehört, doch immer schien es mir, als ob noch etwas fehle. "So soll es sein," flüsterten die Flußgeister "daß die Zeit reif ist, um das Geheimnis "der Letzten" zu ergründen. Sie sind im See, du kannst sie spüren, wenn Du Deiner inneren Stimme folgst." Zum See blickend flüsterte ich: "Doch spüre ich manchmal auch etwas Grausames, wenn ich nachts am See entlanggehe und dann zieht sich ein leichter Film, wie von Öl über die Wasseroberfläche." Das Wasser säselte: "Ja, etwas sehr Böses und Starkes hält sie gefangen. Löse die Rätsel und befreie Sie!" die Stimmen der Flußgeister wurden immer schwächer. "Wie kann ich die Rätsel lösen, wenn ich sie nicht kenne?" Nur durch die zarte Melodie der säuselnden Wellen hörte ich die letzten weiten Rufe: "Sieh, was Du siehst; höre, was Du hörst und tue, was zu tun ist!"

Lange noch saß ich da und grübelte, bis ich auf einmal Stimmen vom Lagerfeuer her hörte. Lady Armarcia und der kleine Zwerg PP wärmten sich am Feuer. Kaum hatten wir uns begrüßt, ritt Gandalf der Weiße in mein Reich ein und setzte sich wortlos an unser Feuer. Nachdenklich schien er zu sein, wie auch ich in dieser Nacht. Plötzlich glaubte ich den Ritter der Nacht vorbeireiten zu sehen, doch es war eine Täuschung. Das Auge der Finsternis war es, was uns beobachtete. Lady Armarcia ärgerte sich wieder mal über die ausgelassenen Späße des lustigen Zwerges und sie spürten nicht die Gegenwart, des sich heimlich eingeschlichenen Auges. Doch als Gandalf aufsprang und mich an die Hand nahm, um erste Erkundungen am See zu beginnen, schauderte es Lady Armarcia und den kleinen PP auch ein wenig und sie wollten lieber am Feuer Wache halten. So kam es, daß Gandalf und ich allein die Ufer des See´s erreichten; die finstere Nacht war schon weit fortgeschritten. Alles schien ruhig, nur ein leiser Wind von Norden ließ mich frösteln. Väterlich legte er mir seinen Umhang über die Schulter und wir stiegen ein wenig aufwärts, den Berg hinauf, an dessen Klippen sich plätschernd kleine Wellen brachen. "Still!" ruckartig blieb Gandalf stehen. Ein pfeifender, schriller Ton brach sich wie im Schall, aus dem Norden kommend, an den Berghängen, die wir erstiegen. "Was hat das zu bedeuten?" Ich lauschte in die tiefe Nacht."Ich weiß es nicht, Mylady, jedenfalls nichts Gutes. Doch bis zu den nördlichen Ufern des See´s vorzudringen, dafür ist die Nacht schon zu dunkel. Vielleicht sollten wir heute zurückgehen und dafür ein anderes Mal noch ein paar besser vorbereitete Erkundungsgänge durchführen, bevor wir die weite Reise in den Norden antreten. Auch sind wir für so eine Reise und die Gefahren, die dort auf uns lauern noch zu wenig Mitstreiter, welche bereit sind, mitzuhelfen die Seeschlangen zu befreien. Lady Armarcia ist ein zu zartes Geschöpf und sehr furchtsam und unser PP......." Seine Aufmerksamkeit lenkte sich wieder auf die pfeifenden Töne, die jedoch nicht näher zu kommen schienen. "Jedenfalls kennen wir jetzt die Richtung, in die wir zu gehen haben." Immer wieder lauschend gingen wir zum Feuer. "Ohoho!" rief Gandalf, als er den Zwerg ganz allein und zitternd in den Baumwipfeln des Apfelbaumes entdeckte. "Klein ist er ja, aber dafür ganz schön tapfer" lächelte Gandalf. Freudig, daß er nicht mehr allein Wache schieben mußte, kam PP vom Baum runtergeklettert. Er erzählte, wie Lady Armarcia ihn dann doch verlassen hatte, doch dafür ein kräftiger Bär namens Bungolf aufgetaucht sei. "Viel hat der nicht gesagt...immer nur in sich rein- gebrummelt." Der Kleine knuddelte sich in Gandalfs Umhang, den ich nun nicht mehr brauchte und es wurde noch ein gemütlicher, aber nachdenklicher Abend am Feuer ..............


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