Diar Lunas




Nicht lange nachdem ich das Buch entdeckte, erschien eine unbekannte Gestalt am Feuer und in dessen Schein wurde eine sehnige leicht gebeugte Silouette sichtbar. Langsam schritt sie auf unsere Gemeinschaft zu, die Hand zum Gruß erhoben...Diar Lunas war sein Name. Ich verneigte mich höflich und Kane´s Zweimetergestalt mit hervortretenden Muskeln an Armen und Beinen erhob ebenfalls die Hand zum Gruß. Die eisblauen Augen musterten den Neuankömmling. Veronika stieg wieder von Tie ab und kam zum Feuer zurück. Vorsichtig und mit ein wenig Angst beäugte sie den Fremden. Diar Lunas schien froh auf unser Lager gestoßen zu sein und fragte mich, ob ich einen Botschaft von ihm erhalten habe, was ich verneinen mußte, da ich auf reisen war. "So hoffe ich", sprach Diar "ihr gewährt mir dennoch eure Gesellschaft." Ich stand auf und ließ den Fremden neben mir Platz nehmen. Nachdem Kane mit meinem Hengst fertig war, setzte er sich auch zu uns und kramte aus seinem Rucksack frisches Brot und eine rote Paste hervor. Veronika war natürlich sofort begeistert und schnitt sich eine große Scheibe ab mit dick Paste darauf. Diar Lunas begann zu erzählen, wohin seine Reise führte. In diesem Augenblick schnellte ungestüm ein grauer Schimmel ans Feuer. Gandalf war der Reiter und Schattenfell stoppte plötzlich, als er Tie sah. Die beiden schienen sich zu kennen, denn Tie wieherte auf und schnaubte bevor er wieder zu grasen begann. Gandalf stellte sich den Neuen vor und setzte sich ans Feuer, damit Diar weitererzählen konnte. Seine Pfeife blies große Kringel in die Luft und er lauschte.
Diar Lunas begann: "Ich will offen zu euch sprechen, so hoffe ich doch im Schutze eurer Gemeinschaft die Grenzen Turgaus passieren zu können, denn ich weiß der Bote, welcher der Zauberer unter euch trägt wird die Tore öffnen. Mir selbst ist der Gang durch die Tore jenes Landes untersagt. Doch mit der Dringlichkeit eures Auftrages kann es gelingen." Diar blickte Gandalf forschend an, der aber nur nachdenklich seine Rauchzeichen aufsteigen ließ. Diar Lunas blickte aufmerksam in die Runde und fuhr fort: "Meine Heimat ist Aritur, nur wenige haben Kunde von jenem Teil Margeh´s. Mein Volk ist jenes der Ruennen - ein stolzes Kriegervolk. Ich hoffe euch nicht zu schrecken, denn glaubt mir, all die Legenden von der Brutalität und dem Kanabalismus sind nichts als Märchen." Kane hielt in seinem putzen der Schwerter inne und betrachtete eingehend die Gestalt Diar´s. Seine kalten Augen erfassen alles Sichtbare. Das Schwert auf den Knieen beugte er sich zu Diar: "Sprecht, warum ist euch der Einlaß verwehrt?" Diar schmunzelte: "Einzig, da ich aus jenem Teil des Landes komme." Skeptisch musterten die eisblauen Augen von Kane den Ruennen. "Ihr müßt wissen", sprach Diar unbeirrt weiter: "Allem was man hört zum Trotz lebtemein Volk in Einklang und Frieden mit den anderen Sippen Ariturs, den Tieren, Elementen und Geistern. Mein Vater Caer Lunas war einer der Weisen der Ruennen. In jener Zeit der Eintracht verwoben sich die Bande meiner Ahnen mit denen der Geister- und der Tierwelt. Einige der Alten lernten von ihren Führern aus dem Schattenreich die Gabe der Gestaltwandlung. Die Sippe meines Vaters selbst trug den Wolf als Totem und in einer der großen Riten wurde ich gezeugt. So trage auch ich eines der Gesichter des Mondes in meiner Seele und meinem Antlitz. So kam ich in der Gestalt des Tieres durch jenes Feindland."
Als Diar die Erzählung beendet hatte, wurde auf Kane´s Gesicht ein breites Grinsen sichtbar. Er legte die Runenklinge beiseite und nahm sich die Axt vor. Diar Lunas beobachtete dies argwöhnisch und Gandalf fragte Kane: "Was habt ihr vor?" Grinsend antwortete Kane: "Nun auch so ein martialisches Werkzeug wie die Axt braucht Pflege, vor allem diese Runenaxt." Auf dem tiefschwarzen Blatt waren quecksilberne Runen zu sehen. Diar blickte Kane unverwandt an: "Nichts Verwerfliches zieht mich hinter Turgaus bewachte Pforten." Kane erwiederte Diars Blick: "Das ist gut Diar, denn mein Orden stellt eine Seite der Justiz in Turgau." Diar versicherte: "Einzig die bunten Märkte des Oni Volkes ziehen mich in den Norden dieses Landes und so es euch beliebt, werde ich euch zu jenem Treiben führen, welches selbst die prunkvollsten Jahrmärkte in den Schatten stellt." Kane erwiederte: "Die Oni? Na dann viel Glück...mich haben sie bisher nie auf einem Markt zugelassen. Aber das kann daran liegen, daß dort keine Waffen erlaubt sind." Diar Lunas fauchte zu Kane: So ihr mich verratet Kane, werdet ihr ebenso leiden wie ich. Ich bin mit den Oni vertraut." Ein leises Lachen ertönte aus dem Munde Kane´s: "Verraten? Wen soll ich an was verraten?" "Na an euren Orden, Kane." Kane erwiderte: "Laßt euch einfach bei keinen Dummheiten erwischen, zum Beispiel mit einem Sklaven." " So ihr euren Eid an das Land nicht brechen wollt, werde ich meine eigenen Wege gehen. Doch versucht mich nicht zu täuschen!" Diar Lunas verengte die gelben Augen zu schmalen Schlitzen und blickte Kane an. Kane stand empört auf: "Ihr traut mir Täuschung zu? Ich bin Paladin, ich brauche nicht lügen...ich konfrontiere direkt." Müde winkte Diar ab: "Ja ich weiß...deshalb wandte ich mich an diese Gemeinschaft, denn ich weiß, daß wir mit dem Boten schnell und problemlos die Grenzen passieren werden. So seid Ihr mein Schlüssel Gandalf.

Gandalf, der stillschweigend zugehört hatte, erhob sich nun und sprach: "Nun Diar...ich muß unbedingt in die Hauptstadt von Turgau...ich habe eine Botschaft für den König." Veronika hatte von einem zum anderen geschaut und gar nichts verstanden..knabberte nur verzweifelt an ihrem Brot. Ich beruhigte Diar und versicherte, daß er sich unserer Gemeinschaft anschließen könne, doch wir - wie Rass unter Magie vorgeschlagen hatte - übers Meer fahren sollten. Sofort entbrannte eine neue Disskusion:


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