Lady Michelle
(Shatala)


"Was sollen wir nur tun" sprach die Zauberin Kahundra zu Vator, dem Fürsten des Sternenplaneten Mara. "Serutos der Tyrann läßt sich nicht mehr aufhalten. Die Maritaner sind fast alle vernichtet und von anderen Sternen können wir keine Hilfe mehr erwarten, sie käme zu spät." Den Kopf über den Tisch gebeugt und in die Hände gestützt zuckte Vator stumm mit den Schultern. Kahundra mit verzweifelten Augen am Fenster stehend und das Chaos der letzten Kämpfenden beobachtend dachte nach. Ein kleines Mädchen hing zitternd an ihrem Rock. Sanft streichelte die Zauberin der Kleinen über das goldene Haar. Sie erinnerte sich an die Geburt des Mädchens, welche ihr bald das Leben gekostet hätte. Knapp zehn Jahre war es her, doch diese schöne Zeit, in der der Lichtplanet Mara ein Ort des Friedens war, verging viel zu schnell. Serutos, ein mächtiger Krieger aus dem Sternensystem der Andrachonen überfiel Mara mit Miriaden von Geistwesen und verwüstete den Planeten innerhalb weniger Tage. Nicht einmal die Große Magie konnte das Tyrannenheer stoppen. Vator stand nun auf und nahm das kleine Mädchen in den Arm: "Ihr müßt sie von hier wegbringen, auf einen anderen Planeten, Kahundra. Es ist der einzige Ausweg." Tränen standen in seinen Augen, denn er liebte sein Kind über alles und konnte sich ein Leben ohne Shatala nicht vorstellen. "Bringt es zu den Waldelben ins Land lindya, sie werden es in Liebe großziehen, bis es reif ist, zu den Menschen zu gehen und sie über die Ursprünge der Natur zu belehren. Ich weiß, liebste Gemahlin, dieser Zauber wird Euch das Leben kosten, doch unter Serutos Klinge würden wir sowieso sterben." Vator strich seiner Gemahlin die Tränen von den Wangen. "Nur Ihr Vator werdet wirklich sterben...mir bleibt immer noch der Weg offen, als Geist durch die Zeiten zu wandeln. Doch ihr habt recht, es ist die einzige Lösung." So ging sie aus dem Raum, um die Vorbereitungen für die Zeremonie zu treffen. Vator indess sprach zu Shatala, die sich fest an ihn drückte: "Du mußt jetzt stark sein, mein Mädchen. Laß alles los, was Du kennst - die Erinnerung würde dich nur schmerzen. Halte dich an die Natur und immer wirst Du auch mich dort entdecken, denn die Energie des Lichtes wird nie sterben. Er setzte sich wieder an den Tisch und schrieb. Nachdem er das Papier zusammengerollt hatte übergab er es dem Mädchen und nahm es an die Hand. Sie gingen zur Krypta, wo die Zauberin schon auf sie wartete. "Eilt Euch, nicht mehr viel Zeit bleibt uns, denn die Burg ist bereits erstürmt und die Vasallen des Todes nahe!" Vator umarmte seine Tochter unter Tränen und ging zu Kahundra. Gehorsam setzte sich Shatala in die Mitte der Krypta. Ein Kuß auf der Stirn, das war das Letzte, was Kahundra spürte. Blitzkugeln zischten durch den Raum, die Magie des Lichtes ließ die Fensterscheiben zerspringen, klirrend fielen sie wie tausend Sterne zu Boden. Der Sturm des Vergessens tobte um Shatala, als sich das kleine Mädchen auf einer Treppe wiederfand.

So kam ich in das Land der Elben. Biundya, die Tochter Sayanas der Elbenkönigin fand mich und zog mich auf. Ihr Gemahl Valbarion, der mich wie sein eigenes Kind liebte, führte mich in die Geheimnisse der Wissenschaften ein, welche mich durch die Magie, die mir Biundya beibrachte, in die vollkomenen Welten des Lichtes blicken ließ. Wunderschöne Jahre verlebte ich in den Gärten und Wäldern lyndyas und die Erlebnisse, die ich hier aufschreibe sind schon Ewigkeiten her, da ich nun schon lange Jahre bei den Menschen weile. Auch in den Jahren bei den Menschenkindern habe ich viel von den Weisen lernen können. Vor allem Gandalf, zu dem ich ein freundschaftliches Verhältnis pflege, half mir viel durch seine Geduld und Weisheit. Meinen ursprünglichen Namen Shatala habe ich abgelegt, als ich die Elben und meine Zieheltern verließ. Seitdem wandele ich durch die Welten der Menschen, doch die Magie meiner Mütter und der Elben Wissen begleitet mich allzeit auf meinem Weg.



Text: Lady Michelle / Bild: ?