Diar Lunas


Mein Vater Caer Lunas war einer der Weisen des stolzen Kriegervolkes der Ruennen.
Allen Mythen und Legenden zum Trotz (sicher habt auch ihr die Märchen über den Kannibalismus und die Brutalität der Ruennen gehört)
lebte mein Volk in Frieden und Einklang mit den anderen Völkern des Landes, den Elementen, den Geistern und den Wesenheiten der Natur.
In jener Zeit der Eintracht verwoben sich die Bande meiner Ahnen mit denen der Geister- und der Tierwelt.
Einige der Alten lernten von ihren Führern aus dem Schattenreich die Gabe der Gestaltwandlung.
Die Sippe meines Vaters selbst trug den Wolf als Totem und in einer der großen Riten wurde ich gezeugt.
So trage auch ich eines der Gesichter des Mondes in meiner Seele und meinem Antlitz.
Vor vielen Wintern- ich selbst war damals noch ein Welpe- fielen die Horden der Hchodephen in das Land ein.
Sie zerschlugen die Sippen und verwüsteten unsere Stätten. Nur wenige überlebten die Meute der Schlächter...jene waren meist Frauen und Kinder, welche sich versteckt hielten, oder die Weisen, die außerhalb ihrer Sippe lebten. Die Hchodephen begannen ihre Siedlungen zu errichten.
Sie rissen das Land auf und schändeten die Erde. Ihr müsst wissen Aritur ist ein eigenes Wesen- unser Leben entspringt aus seinem Schoß
und wird am Ende von seinem Rachen verschlungen. Es kennt jedes seiner geweihten Kinder und keine fremde Seele wird von ihm genährt.
So jemand ins Reich der Toten geht bringt Aritur ihn wieder hervor- doch können Jahrhunderte vergehen ehe ein Kreis sich schließt.
Ihr seht, wir sind so alt, wie Margeh selbst und kein Funken unseres Wesens vermag auf Ewig zu schwinden.
Die Fremden hingegen vermochten nicht mit Aritur zu sprechen. Sie suchten die feinstofflichen Wesenheiten zu vertreiben,
indem sie ihnen ihre Stätten raubten. Mein Land kennt weder Hass noch Vergeltung, doch es ließ das Leid und den Schmerz auf welchen sie gebracht hatten auf jene zurückfallen. Die Gewalten der Elemente zerstörten die Siedlungen und nahmen viele Leben.
Das übrige vollbrachte der Boden. Sie baten nicht um das, was Aritur ihnen zu geben bereit war.
Sie rodeten das wuchernde Leben, welches sie nicht zu nutzen vermochten- doch kein Saatkorn keimte auf den nackten Feldern.
Die Erde hielt den Samen fest und ließ ihn faulen, um dem Leben zu schenken, was der Schoß der Mutter zu Gebehren bereit war.
So blieben bald nur noch ein paar einsame Ruinen, welche an die Hchodephen erinnern.
Doch der Frevel zerriss für einige Jahre das Band zwischen den Menschen und Aritur.
So blieb auch vom Volke der Ruennen nichts als wenige einzelne welche allein umherstreifen oder ihre Herkunft vergaßen.



Text: Diar Lunas/ Bild:?