Das Fest im Auenland


Nun, da der Kampf vorbei war, eilte Gandalf zu Rass´Xar, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Er blickte mit hell leuchtenden Augen zu Gandalf und Lucy, die ihn fragte: "Was war das???" Rass´Xar erklärte: "Das war ein Drider...es war einmal ein Dunkelelf, aber er fiel in Ungnade ... deswegen wurde er wohl verwandelt. Die Pristerinnen sind da sehr fatalistisch...er verliert seine Identität,...ist gefangen in diesem Geist, ohne innere Kontrolle. Es ist die schlimmste Strafe, die es bei uns gibt." Lady Lucy sah den Dunkelelfen mißtrauisch an und musterte ihn von oben bis unten. Gandalf mahnte zur Eile: "Wir müssen die anderen einholen." Rass´Xar schnappte sich im Laufen seine Sachen und hechtete hinter der vorausgelaufenen Gruppe her. Langsam folgte auch Lady Lucy. Kurz bevor Gandalf die Gruppe erreichte begegnete ihm Naatz und er rief ihm zu: "Ich hoffe, ihr seid dem Wesen entgangen." Er eilte hinter Rass`Xar her und zog Naatz mit sich. Sie fanden die Gruppe, die sich rührend um Engelchen kümmerte, die verletzt zu sein schien. Rass´Xar redete eindringlich auf Engelchen ein und das Tigerchen leckte ihr nochmal über die Nase, legte sich dabei mit seinem weichen Fell wärmend an Engelchens Seite. Veronika öffnete die Augen und sagte: "Mir ist soo schwindlig, ...ich glaub, ich bin blind." Rass holte aus seinem Rucksack die Paste: "Hier iß!" Naatz stützte Vronis Kopf, doch Engelchen wollte nicht essen. Da packte der Drow ihre Wangenhielt ihr die Nase zu und schob den Löffel hinein. Widerwillig schluckte sie die Paste, doch nur strampelnd, hustend und prustend. Bald machte sich ein Kribbeln im Bauch breit und Engelchen stand auf und schaute verträumt um sich.

Alles freute sich über Engelchens Genesung und das kleine Tigerchen tigerte glücklich um Engelchen herum. Die Erschöpfung verschwand und nur aus Faulheit (oder war es Zuneigung?)fragte sie: "Tigerchen, darf ich auf dir reiten...ich bin soo schwach...?" Das Tigerchen ging in die Knie und ließ sie aufsteigen. Rass´Xar schüttelte nachdenklich den Kopf: "Diese Schwäche muß geistiger Natur sein...denn diese Paste heilt alle Verletzungen und kuriert Erschöpfung..." Wie dem auch sei ging Gandalf voran ins Auenland. Ich schnappte Engelchen Sachen und folgte ihm. Tigerchen meinte im Laufen: "Halte dich gut fest, Vroni... Kannst ruhig ein wenig schlafen." Von weitem schon erblickte ich erfreut Pippin, der uns winkend entgegenkam.

Alle freuten sich riesig, ihn wiederzusehen. Rass´Xar, der ihn ja noch nicht kannte rief aus: "Oh, ein Hobbit!" Er schaute Pippin an und stellte sich vor: "Nun...ich bin Rass´Xar, Klingensänger vom Volk der Dunkelelfen... nun, ihr seid wohl genauso klein, wie ich..." Pippin freute sich auch über diesen Besuch und erkundigte sich nach der Reise. Gandalf erzählte ihm kurz von den Gefahren auf dem Weg und Lady Armarzia bestätigte zitternd die Geschichte. Naats ging besorgt zu Engelchen: "Ihr wirkt heute etwas verwirrt...geht es euch wirklich gut?" Engelchen antwortete: "...ich weiß nicht, ...meine Augen...das blaue Licht...es war so grell...hat geleuchtet...." Naatz fragte: "Könnt ihr denn noch sehen?" Engelchen erwiderte: "Jaa...aber soo weit ist alles und neblig." Naatz wandte sich sorgevoll an Gandalf: "Entschuldigt, aber könnt ihr euch kurz Veronikas Augen ansehen? Etwas stimmt damit nicht." "Gern doch, Naatz." Gandalf sah in Vronis Augen. Vroni sagte: "Es tut nicht weh..." Gandalf lächelte beruhigend: "Ich denke, es braucht nur ein wenig Zeit." Gemeinsam schritten sie zur Tafel von Pippin.

Lady Lucy war die ganze Zeit recht still und blickte andauernd aus den Augenwinkeln zu dem Drow. Sie wirkte etwas durcheinander und wisperte vor sich hin. Rass´Xar, der die Blicke Lady Lucys spürte, sah sie direkt an und fragte: "Was gibt es Lucy?" Lucy wich vor Rass´Xar zurück. Ihr Atem wurde schneller und man sah ein großes P in ihren Augen. Grinsend sah Rass´Xar der zurückweichenden Lucy nach und ging auf sie zu. Plötzlich rannte sie los und verschwand. Rass´Xar zuckte mit der Schulter und wandte sich zur Tafel um. Sie war in einem schönen Tal auf einer Lichtung aufgebaut unter einer großen,alten Linde.

Pippin sprach: "Hier wollen wir unser Wiedersehen feiern. Liebster Tiger...wollt ihr und Lady Michelle an meiner Seite Platz nehmen?" Gerne nahm ich diese Einladung an, nur Tigerchen war auf einmal verschwunden. Er hatte sich auf der Suche nach einem geeigneten Baum total verlaufen und hörte nun die Stimmen nur noch aus der Ferne. Völlig orientierungslos und hungrig durch den Wald irrend fand Pippin das Tigerchen.

Inzwischen hatte Rass´Xar seine drei Schwerter und seinen Rucksack an der alten Linde drapiert und sich etwas entfernt an die Tafel gesetzt. Armarcia, die neben Naatz und Boo Platz genommen hatte, meinte: "Na, hoffentlich ist für den kleinen Boo auch was dabei, auch wenn er auf Diät ist." Naatz kramte seinen kleinen Freund aus seiner Reisetasche und sagte zu Lady Armarcia: "Er war, er war..." Gandalf lachte über Armarcias Bemerkung und blickte über die Tafel. Pippin lächelte ebenfalls: "Boo kann haben was er will, mein Keller ist groß." Er fuhr fort: "Nun, edler Gandalf, ihr habt doch sicher eine Überraschung für uns parat?" Gandalf grinste: "...sicher doch, aber nur ein kleines Feuerwerk...das meiste habe ich auf dem langen Weg und beim Kampfe verloren." So ging er daran, das Feuerwerk vorzubereiten.

PP hatte sich zu Rass´Xar gesetzt, der den gleichgroßen Zwerg von der Seite anblickte. PP meinte bewundernd: Ihr habt toll gekämpft... wirklich!" Er winkte lächelnd ab: "Nun, PP das ist mein Job." Lady Armarcia indess schüttete den Wein in sich rein und wirkte schon leicht angeheitert. Naatz flüsterte zu Boo: "Nicht so schlingen, was sollen denn die anderen von dir denken." Mit diesen Worten zog er Boo aus einer riesigen Torte: "...also wirklich...beherrsch dich!" Pippin lachte laut auf und flüsterte zu Naatz: "...ich muß dir sagen, die Torte ist mit bestem Wein veredelt. Boo wird gleich singen." Naatz schlug entsetzt die Hände überm Kopf zusammen: "Oh, nein...alles, nur das nicht!! Boo darf nicht singen!" Er versuchte Boo zu greifen, der betrunken Polka tanzte.Er erwischte ihn und stopfte ihn zurück in seine Tasche.

Nun da sich alle an der Tafel eingefunden hatten, zündete Gandalf die erste Lunte an. Ein Feuer wie Drehorgeln kreisend erhob sich am Abendhimmel. Lady Armarcia folgte mit den Augen schwindelnd den Kreisen. Während alle aßen und tranken erzählte Rass´Xar von dem Wesen: "Drider waren mal normale Dunkelelfen. Sie fielen entweder in Ungnade, haben etwas böse in den Sand gesetzt oder erregten das Mißfallen einer Pristerin. Meistens sind es Männer, ...sie werden in einem Ritual Lloth geopfert und der Körper gleicht sich der Spinnengöttin an. Sie haben den Leib einer Spinne und auf ihrem Rücken tront ein Dunkelelfentorso. Es sind Halbdämonen und sie werden von einer Pristerin gelenkt, oder sogar von Lloth selbst. Sie sind furchtbare Kämpfer, normale Drow haben gegen sie nicht den Hauch einer Chance. Dieser hier war sogar ein Magier. Nun, eigentlich kommen sie nicht nach oben und sind immer Begleiter von Priesterinnen...dieser war aber allein, er kann unterwegs gewesen sein als Aufklärer,...das ist es ja, was mir so Kopfzerbrechen bereitet." schweigend blickte Rass´Xar in die Flammen. "Ach, Gandalf" fuhr er fort,"Haltet die Deckung bei eurem Schwert höher...wäre es ein normaler Drider gewesen, hätte er euch einen Kopf kürzer gemacht. Begegnet ihnen mit Magie. So brauchte er Zeit um seinen Spruch zu Ende zu sprechen." Gandalf bedankte sich für den Rat und meinte: "Ich werde es mir merken Rass, doch kannte ich solche Wesen bis jetzt noch nicht." Grübelnd steckte er sich seine Pfeife an.

Pippin brachte noch einen großen Korb mit Früchten und Naatz schob Boo eine Birne in die Tasche. Dabei erkundigte er sich um das Befinden von Vronis Augen. Engelchen meinte PP habe ihr geholfen und es ginge schon besser. Naatz fragte PP, was er denn gemacht habe. Er lächelte: "Ich habe nur meine Hände auf ihre Augen gelegt. Bei uns Zwergen heilt man mit den Händen...meine Ahnen machten das so." Naatz schaute sich die Hände von PP an und überlegte: "Habt ihr Zwerge denn keine Heiler?" "Doch," meinte PP "aber das sind immer die alten Frauen. Meine Großmutter hat es mir einmal gezeigt."

Tigerchen war inzwischen eingeschlafen und Gandalf flüsterte zu Rass´Xar: "Denkt ihr, das sich noch mehr von diesen Wesen in der Oberwelt herumtreiben?" Der Drow erwiderte: "Ich weiß es nicht....erst wenn ich die Klingentechnik anwnde, kann ich Näheres sagen." Gandalf murmelte: "Nun, auf jeden Fall müssen wir vorsichtig sein auf der Reise zurück." Rass´Xar nickte: "Ich denke, auch hier müssen wir vorsichtig sein...der Drider hat das Auenland sicher entdeckt und Drider sind immer aus einer Drowstadt. Sie haben was vor, ...ich weiß es. Selbst wenn Drow schlafen führen sie was im Schilde." Ich fragte Gandalf, ob wir noch ein wenig hier bleiben und Pippin lud uns ein, wenigstens die Nacht zu bleiben: "Ich hoffe, daß die Gastfreundschaft vom Auenland euch in bester Erinnerung bleibt." Veronika und Armarcia genossen sie sichtlich und verlangten noch Wein. Naatz reichte Engelchen ein Glas. Zu Armarcia sagte er bestimmt: "Ihr nicht mehr, nur noch Tee!" Schmollend zog sie sich zurück und nickte ein wenig ein. Auch PP legte sich unter die Linde und schlief ein.

Pippin, der einen Likör ausschenkte, richtete seine Aufmerksamkeit auf Rass´Xar. "Die Kämpfe werden in unserer Zeit wohl nie aufhören." Dieser nickte und erählte noch einmal von dem Angriff auf meine Heimat Lyndya und meine Ziehelten. Er selbst hatte meinem Vater Valbarion das Leben gerettet, indem er ihn verletzte, weil er sich für meine Mutter opfern wollte. Pippin lauschte bewundernd der Erzählung und flüsterte mir zu: "Rass´Xar ist ein tapferer Kerl, edle Lady." Ich lächelte ihm zustimmend zu: "Ihr aber auch Pippin, Ihr habt die Elben aus der weißen Stadt befreit ... und damit die Seeschlangen in meinem Reiche."
Rass´Xar verabschiedete sich mit den Worten: "Das Klingenritual verlangt viel Vorbereitung. Ich muß weiter weg...das Ritual muß heute noch stattfinden." Er nahm seine Sachen und hob seine Hand zum Gruße.

Naatz, der schon wieder hinter Boo herrannte, winkte Rass kurz zu. Fluchend zog er ihn wieder aus der Torte und legte ihn neben Engelchen, damit er seinen Rausch ausschlafen kann. Pippin erklärte uns, wo er unsere Schlafstätte vorbereitet hatte und zeigte auf einen Hügel, der in grünes Licht gehüllt war. Ein Wagen mit weißen Pferden stand bereit, um die Gäste zur Höhle zu bringen. Zu Gandalf meinte er: "Seht ihr dort Gandalf den weißen Rappen? Es ist der Bruder von Schattenfell, ´Graublut´" Gandalf bedankte sich und fragte die anderen, ob er sie mitnehmen soll. PP war eh am Gähnen und nahm das Angebot an. Engelchen und Naatz lehnten dankend ab. Engelchen wollte fliegen und Naatz und ich mit samt dem schon schlafenden Boo noch ein wenig am Feuer verweilen. Pippin reichte Gandalf die Fackeln für den Weg und sagte: "Edler Gandalf, alter Freund...bis bald und haltet die Augen auf." Gandalf verneigte sich dankend, schnappte sich PP und lud ihn auf den Wagen. Armarcia torkelte auch zum Wagen und winkte hicksend. Scheppernd fuhr der Wagen die holprige Straße hinauf.

Nach einer Weile stand Pippin auf: "Nach den vielen Kämpfen tut der Frieden gut. Ich werde mich auch zur Ruhe begeben. Morgen werde ich euch ein tolles Frühstück bereiten. Aber erst muß ich nach meinem Erstgeborenen sehen...er ist sehr krank." Er winkte in die Runde und verschwand. Nach einiger Zeit, in der wir uns noch ein wenig am Feuer unterhielten, brachen wir dann auch zu der Schlafstätte auf.

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