Begegnungen am Lagerfeuer

Lang und tief war mein Schlaf an jenem Feuer und ich träumte von der Liebe und den Knospen des Frühlings. Nichts und niemand konnte mich aus diesen Träumen erwecken und so erfuhr ich nur von Engel Veronika was weiter geschah:
Rass´Xar - ein Dunkelelf - ein Drow - hatte sich am nächsten Abend an unserem Feuer eingefunden. Als Klingensänger seines Volkes auf der Suche nach einer neuen Heimat, hatte er von unserem Trupp gehört, wie er sagte. Engelchen Veronika erzählte mir, daß sie am Anfang etwas mißtrauisch war, da Rass´Xar´s Volk Feinde der Elfen waren. Viele hatten sie getötet, doch Rass´Xar war des sinnlosen Tötens satt und kam in friedlicher Absicht an unser Feuer. So wie Eisfalke war er auf der Suche nach einer Heimat, in der - unvoreingenommen - Platz für jede Art von Wesen ist, solange sie in Frieden daherziehen. So trat diese 1,60 meter kleine Gestalt an unser Feuer, wie mir Engelchen berichtete, und seine ebenholzfarbene Haut leuchtete unter den weißen, zu Rastalocken geflochtenen,
langen Haaren, die sich über seine Schultern ergossen. Freundlich fragte er, ob er sich mit an dieses Feuer setzen darf und Eisfalke, der dieses Feuer auch an diesem Abend gefunden hatte, nickte ihm verständnisvoll zu. So setzte er sich und reinigte seine Schwerter "Drachenauge" und "Bluttrinker", dabei erzählend: "Ich habe mich von meinem Volk auf drastische Weise distanziert und ich folgte eurer Spur. Ich vernahm dies bei den seltenen Besuchen in menschlichen Behausungen." So erwähnte er auch Gandalf und Streicher, die ihm wohlbekannt schienen, worauf Engel Veronika sich stolz aufrichtete, sich der Stärke und Weisheit ihrer Gefährten bewußt. Selbstbewußt erklärte sie Rass´Xar, daß wir ins Auenland gehen werden, traurig hinzufügend, daß wir nicht wissen, was mit Pippin dort geschehen ist, da er nicht mehr gesehen wurde, seit der Befreiung der weißen Stadt. Rass´Xar versicherte: "Nun, ich werde eine Weile bleiben, wenn es recht ist, vielleicht kann ich euch von Nutzen sein, ...denn eines ist gewiß...ihr steuert auf Schwierigkeiten zu." Welch Schwierigkeiten es wären, offenbarte Rass´Xar nicht. Er sagte nur, daß er Visionen gehabt hätte, von Bildern aus einer anderen Welt

Als er von den Visionen sprach, glühten seine Augen leicht blau, worauf es Engel Veronika etwas schwindelig wurde.
Erklärend wandte sich Rass´Xar an Veronika: "Diese Augenfarbe habe ich nicht irgendwoher...sie war ein Geschenk des Chaos." Was dies zu bedeuten hat, wird wohl an anderer Stelle erklärt werden. Rass´Xar jedenfalls steckte seine Schwerter wieder in die Scheide und schaute schweigend ins Feuer. Nachdenklich holte Rass´Xar eine rötliche Paste aus dem Rucksack und strich sie auf das mitgebrachte Brot. Neugierig kostete auch Engelchen davon und verschluckte sich vor dessen Schärfe. So flog sie eine Weile in ungeahnte Spähren, nachdem sie das Kribbeln im Bauch gespürt hatte. Wieder Herr ihrer Sinne fragte sie Rass´Xar, ob er ihr helfen würde Holz holen, denn das Feuer war sehr geschrumpft. Was dabei geschah, das wird wohl ein Rätsel bleiben...oder - ein Geheimnis?

Wie man hört, befindet sich das Reich der Dunkelelfen dort, wo die Zwerge aufgehört haben zu graben und nur die Wesen mit der Fähigkeit der Infravision können dort verweilen. (so erklärte es der Drow Rass´Xar) Und so wie er sagte, sei die Augenfarbe seines Volkes eigentlich rot und nicht blau, wie seine, doch ging eine Kraft von ihnen aus, die alle noch zu spüren bekommen sollten an diesem Abend.
Gerade als Rass´Xar und Engelchen, mit Holz bepackt aus dem Walde zurückkamen, traf auch Lady Lucy am Lagerfeuer ein und betrachtete - wie immer mißtrauisch - den fremden Dunkelelfen. Doch fand sie bald Vertauen, denn man sprach über die Farben ihres Samtkleides, welches sie gemeinsam mit dem Eisfalken erstanden hatte. Auch daß Rass´Xar von Tristan gehört hatte, schien Lady Lucy nur noch neugieriger zu machen und sie ging auf ihn zu und berührte ihn an der Schulter. Rass´Xar schaute der Lady in ihre blaugrauen Augen und Lucy fixierte den Blick. Engelchen sah dieser Prozedur gespannt zu und rutschte, aufgeregt der neuen Situation entgegensehend, hin und her. Mit einem leichten Grinsen sagte Rass´Xar: "Ich war in der weißen Stadt - ein herrlicher Kampf war das - nicht fair, aber doch sehenswert. Ich war da, als die Räuber und ihr angegriffen habt." Mit seinem Mithrilring spielend beobachtete Rass´Xar die Reaktion in Lucys überraschten Augen. Sein Leuchten wurde immer stärker worauf Lucy wieder mißtrauisch wurde und zurücksprang. In sicherer Entfernung setzte sie sich zu dem Eisfalken ins Gras.

Nun kam auch Naatz halbverschlafen ans Feuer geschlurft, den kleinen Boo wie immer in seiner Tasche. Sofort erkannte er den Drow und äußerte seine - sicher nicht zu Unrecht - schlechte Meinung von diesem Volk. Doch
Rass´Xar meinte, selbst keine so hohe Meinung von seinem eigenen Volk zu haben, denn deswegen war er ja auf der Suche nach einer neuen Heimat. Nun stellte sich Naatz erst einmal dem Drow vor, als einen Rashemen - Waldläufer aus dem fernen Faerun. Irgendwie schien eine gewisse Bekanntschaft zwischen beiden zu bestehen, denn bald waren Naatz und Rass´Xar in Gespräche über ihre Herkunft und Erinnerungen vertieft. Eisfalke und Lucy sinnierten zuhörend am Feuer als Rass´Xar und Naatz sich über ihre Vergangenheit unterhielten: "Kennt ihr Baenre??" Naatz überlegte und schüttelte mit dem Kopf. Rass´Xar fragte weiter: "Nun, kennt ihr die verruchte Stadt?" Naatz horchte auf: "Meint ihr Ched Nassad? oder...die andere...wie hieß sie denn bloß...?" Rass´Xar warf lächelnd ein: "Menzzoberanzan..." Naatz nickte: "Genau, die meinte ich...! Ihr Drow hattet schon immer einen komischen Sinn für Namen." Rass´Xar erwiderte: "Nun...das selbe könnte ich von euch Menschen sagen." Fragend schaute Rass´ Xar Naatz an: "Und ihr seid Waldläufer?... Kennt ihr den, den wir den Abtrünnigen nennen?" Naatz schien sich zu erinnern: "Natürlich, ihr meint Drizzt Do`urden." Leicht lächelnd nickte der Drow Naatz zu: "Ich wollte schon immer wissen, wer von uns beiden besser ist."
Was es damit auf sich hat, wird an anderer Stelle erklärt werden, wenn Rass´Xar uns von seiner Vergangenheit und seinem Charakter erzählen wird.



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