Traum und Realität
eingesendet von OverL
 
















































"Wisse zu glauben, ... glaube aber nicht zu wissen!
Ich weiß...
Nein, du glaubst zu wissen, dass du weißt...
Woher willst du wissen, was ich glaube und was ich weiß?
Ich weiß es!
Sicher?
Ich glaube schon..."
Rick sah auf und erkannte eine weiße Nebelwand vor sich. Aus ihr schimmerten undeutlich graue Riesen. Enorme Türme der Unwissenheit. Doch aus dieser weichen Masse, entsprang ein hartes Etwas auf seinem Weg zum schwarzen Horizont. Fenster hielten ihre Wache mit offenen Auge in alle Himmelsrichtungen. Um zu spähen, nach einem nicht ersichtlichen Feind oder Freund. Pupillen richteten sich auf ihn. Hunderte von dunklen Pupillen in Hunderten von kleinen dunklen Quadraten. Die Luft raste und erhob ihn mit sich und erstarb. Sein Blick von oben streifte ihm die Freiheit durch die Haare, dass Vertrauen. Er sah Gewissheit. Wieder flog die Luft an ihm vorbei. Freiheit...
Er erwachte in seinem Bett. Ungläubig, das geträumt zu haben, was er geträumt hatte, was es auch gewesen sein mochte. Ein Blick nach rechts verriet ihm, dass es ziemlich früh am Morgen war, dass er noch eine Menge Zeit hatte, bis er sich auf den Weg machen musste, dass er getrost noch einmal einschlafen könnte und, dass in einer Stunde das Licht wie eine Flut über das Land herfallen wird. Und das alles nur bei einem Blick auf zwei sich kontinuierlich im Kreis bewegenden Stäbchen... absurd. Absurd war eine Menge in seinem Leben. Doch bevor er Gedanken darüber zu haben vermochte, umschloss in wieder komplette Dunkelheit und seine Sinne wanderten in andere Welten... "Du kommst zu spät!" Worte welche seine Gedanken und sein Bewusstsein aus der Ruhe in pure Panik und Hektik verfallen ließen. Sein Organismus passte sich schnell an und ein Pochen drang durch seinen gesamten Körper. Seine Mutter verschwand aus der Tür und nur Geräusche gaben ihm die Erkenntnis von ihrem momentanen Aufenthaltsort. Adrenalin verhalf ihm zu dem plötzlichen Wechsel von Entspannung zu Aufregung. Beschleunigte seine Handlungen und seine Bewegung. Sein Geistesgut beschränkte sich auf Hoffnung und ließ nicht mehr davon los, obwohl er nicht sicher wusste, wieso er hoffte. "Bitte lass mich nicht schon wieder so verspätet dort auftauchen." Die Tür knallte und verbot ihm den Nachruf seiner Mutter zu vernehmen. Sein Weg war lang, seine Zeit knapp. Alles hing von der Geschwindigkeit zweier Stäbchen ab. Seine Ohren gaben seinem Gehirn den Reiz, ein Rattern zu hören. Seine Augen taten ihren Rest, in dem sie ihm eine ankommende Bahn aufzeigte.
Er schloss die Augen, um noch einmal Dunkelheit um sich zu haben. Ein Bild von einem Vogel tat sich vor ihm auf. Wie er saß und anschließend abhob. In die Lüfte, in die Freiheit. Laut zischend, drückten Reibungskräfte das Transportmittel zum Stand. Licht umgab ihn wieder, wie es das immer tat, wenn er sich dort drüben befand. Als er sich ein weiteres Mal in der Finsternis aufhielt, traten zu dem Vogel Stimmen. Undeutliche, verwaschene Stimmen ohne Ursprung. Diese appellierten an ihn, sich gegen jemanden zu erheben. Gegen jemanden der sein Freund war. Gegen den Vogel? Mit diesen Eingebungen im Gewissen, bewegten sich beide Stäbe um ein paar Zentimeter.
Die Autoritätsperson ein paar Meter weiter vorne bewegte unaufhörlich seine Lippen und seine Zunge schien Purzelbäume zu schlagen. Vergilbte Zähne traten ab und an zum Vorschein. Den Linien nach, die aus einer kleinen Schicht von weißem Kreidestaub bestand und auf dem dunklen Untergrund Ricks Augen einen hohen Kotrast vorgaukelten, redete er von einem Zeitpunkt und einer Person, die sehr viele Stäbchenumdrehungen entfernt gewesen ist. Lediglich viele schwarze Linien auf vielen weißen eingebundenen Seiten und viele Erinnerungen zeugten von der Existenz seines Organismus. Wobei sich die Erinnerungen lediglich auf die Erinnerung von vielen schwarzen Linien auf vielen weißen Seiten beschränkte. Sein Gehirn gab sich nun den akustischen Schwingungen, die aus der Mundhöhle dieser vorne stehenden Person, hin. Ein Vogel setzte sich auf das Fensterbrett.
"Er war ein sehr großer Mensch, der viele Veränderungen mit sich brachte. Er glaubte..."
"Sicher, dass er glaubte?" sein Blick richtete sich nicht auf den Lehrer, sonder auf den Vogel.
"Was soll das Rick?"
"Sind sie sich sicher, dass er glaubte?"
"Ähm, ... ja, ich weiß, dass er es glaubte. Was soll die Frage?"
"Woher wollen sie wissen, was er glaubte und was er wusste?"
"Ich weiß es einfach, okay?"
"Nein, sie glauben zu wissen, dass sie wissen."
"Rick, was soll..."
"Wisse zu glauben, aber glaube nicht zu wissen!"
"Es reicht, du gehst sofort zum Direktor!" Eine Hand packte ihn unsanft am Arm und zerrte seinen Körper mit sich mit. Der Vogel sah ihnen hinterher. Er betrat ein weiteres Mal die Realität.

Das Bewusstsein verließ ihn wieder und er erkannte das Dach des Schulgebäudes um sich herum. Hinter ihm - verschieden akustische Schwingungen. Es war bewölkt. Ein Gewitter bahnte sich an. "Dort ist er."
"Tu es nicht Rick. Erhebe dich! Erhebe dich gegen dein Unterbewusstsein. Erhebe dich gegen dich selbst!" Einige Individuen belasteten mit ihrem Gewicht den Boden einige Schritte hinter ihm. Ein Schleier legte sich über die umliegenden Wolkenkratzer und ließ sie verschwimmen. Ein Vogel setzte sich vor ihm auf den Beton und blickte ihm in die runden Lichtempfänger. "Du hast Recht." Flüsterte er. "Ich erhebe mich nicht gegen dich. Du bist mein einziger Freund." Auf einmal raste die Luft an ihm vorbei und er spürte nur noch die Freiheit. Wie ein Vogel. Die Wirklichkeit hatte ihn wieder. Diese vertraute Dunkelheit. Sie beschützte ihm vor diesem bösen Traum. Der Traum, der ihm weiß machen wollte, dass er sich in seinen Tod gestürzt hat. Dass er von diesem Haus runtergesprungen ist und unten aufschlagen wird. Doch er wusste, dass er diese unreale Welt endlich verlassen wird - für immer.
Der Notarzt traf schnell ein. "Für den Jungen bestand keine Hoffnung mehr und er starb noch am Unfallort."
Die Nachrichtensprecherin räusperte sich. "Psychologen waren der Ansicht, dass dieser Junge den Drang zur Realität völlig verloren hatte und sich deshalb in das Verderben stürzte. Alle waren entsetzt, wie so etwas einem doch so ruhigem Jungen wiederfahren konnte, der eigentlich immer völlig normal schien und lediglich als ein wenig verträumt eingeschätzt wurde. Es war ein grausiger Unfall, meinten Angehörige." Wieder räusperte sie sich.
"Nun zu den weiteren Meldungen..."





















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