Gedanken und Gefühle in Worte fassen zu können ist eine Kunst
sie auch zu leben eine Weitere

"Michelle Petite"





...
der etwas andere


Zitatenschatz



herausgelesen gefühlt und aufgeschrieben aus unzähligen Romanen und anderer Literatur




Es war einmal ein Land, das alle Länder der Welt einschloß;
Und in diesem Land gab es eine Stadt, die sich alle Städte des Landes einverleibt hatte;
und in dieser Stadt gab es eine Straße, die alle Straßen der Stadt vereinigte;
und in dieser Straße gab es ein Haus, das sich alle Häuser der Straße unterstellt hatte;
und in diesem Haus gab es ein Zimmer, daß alle Zimmer des Hauses zusammenhielt;
und in diesem Zimmer gab es einen Menschen,
und dieser Mensch lachte, lachte, lachte;
und nie hatte jemand so gelacht wie er.

Rabbi Nahman von Bratzlaw Aus "Die Vision des Dalai Lama"
Claude B Levenson



Im allgemeinen wird angenommen, reich zu werden sei das eigentliche
und typische Lebensziel eines (Menschen.)
Nichts ist falscher. Reich zu werden bedeutet für ihn nur eine Zwischenstufe,
ein Mittel zum wahren Zweck
und keineswegs das innere Ziel. Der eigentliche Wille des (Menschen),
sein immanentes Ideal ist der Aufstieg ins Geistige,
in eine höhere (kulturelle Schicht).

Stefan Zweig "Die Welt von gestern"



Man kann nicht völlig abgetrennt von der Vergangenheit leben.
Der Mensch muß wissen, woher er kommt - und was er sucht!!

Dalai Lama



Die heutigen technischen Errungenschaften bieten die Möglichkeit,
die Palette der Fähigkeiten des neuropsychischen Systems zu kontrollieren,
aber das genügt nicht, um die geistigen Zustände auf simple psychische Zustände zu reduzieren.
Das würde bedeuten, das man die Spontaneität der Gefühle völlig übersieht.
Ich will damit nicht sagen, daß unsere sämtlichen Intuitionen richtig sind,
nur daß man manche von ihnen berücksichtigen sollte..
Manche unserer Intuitionen können sicher induziert sein,
aber wenn wir sie bewußt ignorieren, bringen wir uns um ein wichtiges Element der Bewertung.

Dalai Lama



Fundamentale menschliche Eigenschaften wie Offenheit, Liebenswürdigkeit, Rechtschaffenheit und
Respekt gegenüber dem anderen kann man weder mit Geld kaufen noch maschinell herstellen.

Dalai Lama



Der Geist ist der Ruderer des Schiffes, der Körper ist der Passagier.

Dalai Lama



Es braucht zwei, um die Wahrheit zu sagen - einen der spricht, und einen der hört.

Henry David Thoreau



Wer hat je in freiem, offenem Streit die Wahrheit unterliegen sehen?

John Milton



Kündet sich die große Wahrheit nicht an, wenn man auf den Grund selbst zurückgeht, dann ist alles falsch;
kündet sie sich aber da an, so ist man zu der lebendigen Überzeugung gekommen,
daß sie ewig nirgendwo anders als nur in ihrem Grunde selbst zu erkennen und zu erschauen ist.

Jakob Lorber " Das jenseitige Kinderreich"



Das was wirklich ist, kann man mit Wörtern ohnehin nur annähernd beschreiben; ein Wort ist eben nie genau die Sache selber.

Hans Bemmann " Die Gefährlichkeit der Sprache"



Was wahr ist, ist absolut und an sich wahr;
Die Wahrheit ist nur eine Einheit, identisch mit sich selbst - welche Wesen es auch sein mögen,
die sie wahrnehmen: Menschen, Tiere, Riesen, Engel oder Götter...

E. Husserl " Logische Untersuchungen"



Was ich für wahr halte, daran muß ich also festhalten. Was sich als unabweisbar erscheint,
darauf muß ich bestehen, auch wenn es sich gegen mich selbst richtet. --
Und worauf besteht denn dieser Konflikt, dieser Bruch zwischen der Welt und meinem Geist,
wenn nicht auf dem Bewußtsein, daß ich von ihm (dem Geist) habe ?
Wenn ich also daran festhalten will, dann nur durch ein beständiges, immer wieder neues,
stets angespanntes Bewußtsein.

Albert Camus " Der Mythos von Sisyphus"



Für den allein, der in sich durch und durch selbst Wahrheit ist, ist auch alles Wahrheit;
für den aber, der in sich das nicht ist, ist ja auch notwendig alles andere nur das, was er vorderhand ist.
Eine Wahrheit aber, die nur zeitlich wahr ist, ist schon darum keine volle Wahrheit,
weil in ihr keine Beständigkeit zu Hause ist; die volle Wahrheit aber muß unwandelbar für ewig das sein
im Vollmaße, was sie für jeden einzelnen Augenblick ist.

Jakob Lorber "Das jenseitige Kinderreich"



...die Wahrheit (ist) eines der wertvollsten Dinge.... Sie ist kein Mantel, den man einfach ablegt, wenn es einem zu heiß wird.

Ralf Isau "Das Geheimnis des siebten Richters" (Neschan-Trilogie)



Die Ideale, die meinen Weg erleuchtet und mir von Zeit zu Zeit Mut gegeben haben,
um dem Leben mit gutem Gefühl entgegenzutreten, werden das Wohlwollen, die Schönheit und die Wahrheit sein.

Albert Einstein



Unsere Welt wird vielleicht nie vollkommen sein. Dennoch ist es unsere Pflicht,
sie so gut wie möglich zu machen, zum Wohle aller und jedes einzelnen.
Solange der Raum besteht, solange es empfindsame Wesen gibt, möge auch ich verweilen,
um die Leiden der Welt aufzulösen.

Dalai Lama



Alle Ereignisse sind nichts als die Folge vorhergegangener Ursachen, klar gesehen,
aber nicht deutlich begriffen. Wird eine Melodie gespielt, kann auch der unwissendste Zuhörer vorhersagen,
daß sie mit dem Grundton enden wird, auch wenn er nicht versteht,
warum jeder der aufeinanderfolgenden Takte letzten Endes zum Schlußakkord hinleitet.
Das Gesetz des Karma ist die Kraft, die alle Akkorde zum Grundton zurückführt.
Es setzt die kleinen Wellen, die ein in einen Teich geworfener Stein erzeugte, fort,
bis die Flut einen Erdteil ertränkt, während der Stein längst versunken und vergessen ist.

Aus den Lehren des Priesters Rajasta Marion Zimmer Bradley " Das Licht von Atlantis"



Der Mensch weiß um den Tod und das Ungenügen allen Daseins in seiner unvollkommenen Endlichkeit,
in der augenblickliches Glück mit Unglück wechselt. Wo dies ohne philosophische Erhellung nur erlebt wird
und die anderen Weisen des Umgreifenden nicht hinzutreffen, bleibt das Dasein "bloßes Dasein".
Wo aber das Bewußtsein hinzutritt - da ist der Ursprung. Das Bewußtsein ist die Quelle, Möglichkeit der Wahrheit zu sein.

K. Jaspers "Philosophie"



Gegen sich selbst Schach spielen zu wollen bedeutet eine solche Paradoxie,wie über seinen Schatten zu springen.
Ein solches Doppeldenken setzt eigentlich eine vollkommene Spaltung des Bewußtseins voraus,
ein beliebiges Auf - und Abblenden - können der Gehirnfunktionen wie bei einem mechanischen Apparat.

Stefan Zweig "Schachnovelle"



Alles, was wir wissen, wissen wir nur durch unser Bewußtsein. Alles ereignet sich im Bewußtsein.

George Orwell " 1984"



Denken heißt ... in der Phänomenologie nicht - zusammenfassen,
unter dem Gesichtspunkt eines großen Prinzips die Erscheinung vertraut machen;
denken heißt - wieder sehen lernen, heißt, sein Bewußtsein lenken und
aus jeder Vorstellung etwas Besonderes, Bevorzugtes zu machen.
Mit ihrer Ausgangsbehauptung, daß es keine Wahrheit, sondern nur Wahrheiten gebe,
stößt sie auf das absurde Denken.
Vom Abendwind bis zu einer Hand auf meiner Schulter hat jedes Ding seine Wahrheit.
Das Bewußtsein erhellt sie durch die Aufmerksamkeit, die es ihr zuwendet.
Das Bewußtsein formt nicht den Gegenstand seiner Erkenntnis, es fixiert nur - Es ist ein Akt der Aufmerksamkeit.

Albert Camus "Der Mythos von Sisyphus"



Die Sprache... ist wie ein Sieb, dessen Löcher in Mustern angeordnet sind,
die den Strukturen unseres Denkens entsprechen.
Mit diesem Sieb fischen wir im Trüben der Wirklichkeit.
Der größere Teil der Wirklichkeit fließt jedoch durch die allzu groben Löcher ab.
Was zurückbleibt und sich auf dem Boden des Siebs absetzt, zeichnet lediglich die Muster nach,
die wir, durch Anordnung der Löcher dem Sieb selbst - durch unser Denken - gegeben haben.
Sprache beschreibt also nicht die Wirklichkeit, sondern nur unsere Denkstrukturen.

Hans Bemmann "Die Gefährlichkeit der Sprache"



Der Glaube an den Sinn des Lebens setzt immer eine Wertskala voraus, eine Wahl, unsere Vorlieben.
Die Moral eines Menschen, seine Wertskala, hat nur einen Sinn, durch die Quantität und die Mannigfaltigkeit der Erfahrungen,
die er hat sammeln können. Nun drängen aber die modernen Lebensbedingungen den meisten Menschen dieselbe Quantität von Erfahrungen auf. Erst wenn man auch den spontanen Beitrag des Individuums berücksichtigt, " das was ihm gegeben ist", bedeutet es Qualität.
Viele dieser Menschen lassen wissen , daß eine längere Erfahrung eine Wertskala verändert - Quantität bedeutet also auch Qualität.

Albert Camus " Der Mythos von Sisyphus"



Das höchste Paradox des Denkens ist, daß es etwas entdecken will, das es selbst nicht denken kann.
Des Verstandes paradoxe Leidenschaft stößt ständig an gegen dieses Unbekannte,
das wohl da ist, aber eben unbekannt und insoweit nicht da ist.
Weiter kommt der Verstand nicht, doch kann er es in seiner Paradoxie nicht sein lassen,
immer wieder dahin zu kommen und sich damit zu beschäftigen....
Der Mensch will über sich hinaus, er will das Unbekannte.
Das Dasein dieses Unbekannten kann aber nicht bewiesen werden.
Hier ist das endgültige Paradox: Wenn nämlich Gott nicht da ist, so ist es ja eine Unmöglichkeit,
dies zu beweisen;
Ist er aber da, dann ist es ja eine Torheit, es beweisen zu wollen.

S. Kierkegaard "Aus Liselotte Richter " Existenz im Glauben"



Wollte man die einzig gültige Geschichte des menschlichen Denkens schreiben,
so würde es die Geschichte einer fortgesetzten Ohnmacht der Erkenntnis werden.

Albert Camus "Der Mythos von Sisyphus"



Wir beginnen das Leben mit einer scheinbar leeren Tafel - und obwohl die Schrift,
die nach und nach auf dieser Tafel erscheint, nicht unsere eigene ist,
bestimmt unsere Beurteilung der darauf geschriebenen Dinge, was wir sind und was wir werden.
Auf ähnliche Weise wird unser Werk, durch die Anwendung, die andere Menschen davon machen,
beurteilt....Das wirft die Frage auf: Wie können wir kontrollieren, was mit unserem Werk geschieht,
wenn es aus unseren Händen in die von Menschen übergeht, über die wir keine Kontrolle haben -
Wenn wir unsere Arbeit mit dem Wunsch und Begehren verrichten,
sie möge dem Wohle der Menschheit und der Welt dienen, geben wir ihr unseren Segen mit,
und dieser hemmt den Benutzer, sie zu zerstörerischen Zwecken zu verwenden....

Aus der Einführung in den Kodex des Adepten Riveda Marion Zimmer Bradley "Das Licht von Atlantis"



... - denn der Mensch kann aus sich allein keine Gerechtigkeit finden. Er bedarf der Hilfe aller,
die je über Recht und Unrecht nachgedacht haben, und auch dann kann er immer nur das tun,
was er in Anbetracht dessen, für Recht hält. Nur der wird ein guter Richter sein, der auch weiß,
daß er nur eine blasse Vorstellung von dem hat, was er tut.

Hans Bemmann " Stein und Flöte"



Niemand beging einen größeren Fehler als jener, der nichts tat, weil er nur wenig tun konnte.

Edmund Burke (18. Jahrhundert) aus:"Restposten Natur"



Die meisten Menschen betrügen sich durch einen doppelten Irrglauben:
Sie glauben an ein ewiges Gedächtnis (für Menschen, Dinge, Taten und Völker)
und an die Wiedergutmachung (von Taten, Irrtümern, Sünden und Unrecht).
Beides ist ein falscher Glaube. In Wirklichkeit ist es genau umgekehrt:
Alles wird vergessen und nichts wird wiedergutgemacht.
Die Aufgabe der Wiedergutmachung (des Rächens wie des Verzeihens) wird vom Vergessen übernommen.
Niemand wird geschehenes Unrecht wiedergutmachen, aber alles Unrecht wird vergessen sein.

Milan Kundera "Der Scherz"



Das fundamentale Ziel der Reinkarnation(ist)...
die Vollendung eines in einem früheren Leben unternommenen Werkes,
das aufgrund bestimmter Umstände nicht zu Ende gebracht werden konnte.
Man reinkarniert sich nicht, um zu zerstören, was im Laufe einer früheren Existenz gemacht worden ist,
man kommt zurück, um zu vollenden, was nicht vollendet wurde.

Dalai Lama



Wo das Leben Glück ist - Einsamkeit,
wo das Leben leer ist - Glück,
wo das Leben dunkel ist - Feuer,
wo das Leben gülden ist - Schmerz,
wo das Leben verloren ist - Weisheit.

Aus dem Film " Camelot - Der Fluch des Schwertes"



...und die Entfremdung ergreift uns: Die Wahrnehmung, daß die Welt "dicht" ist,
die Ahnung, wie sehr ein Stein fremd ist, undurchdringbar für uns,
und mit welcher Intensität die Natur oder eine Landschaft uns verneint.
In der Tiefe jeder Schönheit liegt etwas Unmenschliches, und diese Hügel,
der sanfte Himmel, die Konturen der Bäume - sie verlieren im Augenblick den trügerischen Sinn,
mit dem wir sie bedachten, und liegen uns von nun an ferner als ein verlorenes Paradies.

Albert Camus "Der Mythos von Sisyphus"



Allgemein wird angenommen, daß das Gute dazu neigt, zu wachsen und sich zu erhalten,
während das Böse dazu neigt zu wachsen, bis es sich selbst zerstört.
Aber vielleicht sind unsere Definitionen nicht fehlerfrei -
denn wäre es schlecht für das Gute, zu wachsen, bis es das Böse aus der Existenz gedrängt hat ?
...Jeder wird mit einem Vorrat an Wissen geboren, von dem er nicht weiß, daß er ihn besitzt...
Der menschliche Körper aus Fleisch und Blut, der sich von Pflanzen und ihren Früchten
und tierischem Fleisch ernähren muß, ist keine geeignete Behausung für den ewigen Geist,
der uns bewegt. Deshalb müssen wir sterben.
- Aber irgendwo in der Zukunft liegt die Zusicherung eines Körpers neuer Art,
der die Steine überdauert, der nicht stirbt...

Aus dem Kodex des Adepten Riveda Marion Zimmer Bradley "Das Licht von Atlantis"



Die Hoffnung ist wie eine Tamariske:
Sie ist selbstgenügsam und gedeiht sogar in einer dürren, kargen Wüstengegend,
und sie hat schon manchem mutlosen und erschöpften Wanderer Kraft gespendet,
indem sie ihm Schatten gab.

Ralf Isau "Das Lied der Befreiung Neschans" (Trilogie)



Wirklichkeit und Traum sind oft kaum zu unterscheiden...
Philosophen haben argumentiert, das die Realität nichts anderes ist,
als das persönliche Bild, das sich der Mensch von dem Mikrokosmos macht, durch den er sich bewegt.
Vielleicht ist auch das Leben nur ein Traum , aus dem uns der Tod schließlich aufweckt.

Karl Edward Wagner "Die Saga von Kane"



Der Mensch durchschreitet die Gegenwart mit verbundenen Augen.
Er darf nur ahnen und raten, was er eigentlich erlebt.
Erst später wird ihm die Binde abgenommen,
und wenn er dann auf die Vergangenheit zurückschaut, stellt er fest,
was er wirklich erlebt hat, und welche Bedeutung das Erlebte gehabt hat.

Milan Kundera "Das Buch der lächerlichen Liebe"



Vielleicht ereignet sich das, was wir für Zeit halten, nur, weil es uns in Fleisch und Blut übergegangen ist, Dinge zu zählen....
Wir zählen die Finger eines Neugeborenen, das Aufgehen und das Untergehen der Sonne.
Wir denken oft daran, wie viele Tage oder Monde vergehen müssen,
ehe das Getreide reif ist oder unser Kind im Leib heranwächst und geboren wird
oder ein langersehntes Treffen stattfindet. Wir beobachten die Zeit am Wechsel des Jahres und am Lauf der Sonne....

Marion Zimmer Bradley "Die Nebel von Avalon"



Man glaubt, Zeit sei zumindest so fest und real, wie man selbst, womöglich noch mehr.
Man sagt " ein Uhr", als ob man es sehen, und " Montag",
als ob man es auf einer Landkarte finden könnte. Man läßt sich jagen von Minute zu Minute,
von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr - so, als bewegte man sich von einem Ort zum anderen.
Man lebt in einem Haus, daß aus Sekunden und Minuten, aus Wochenenden und Neujahrstagen erbaut ist
und traut sich nicht hinaus - bis man stirbt - denn eine andere Tür gibt es nicht,
außer man ist sich bewußt, durch Mauern hätte gehen zu können....
Es kommt nicht darauf an, ob die Uhr demnächst zehnmal schlägt, oder sieben
- Man kann seine eigene Zeit schlagen, und mit dem Zählen anfangen, wo man will.
Wenn man das verstanden hat, dann ist jede Stunde - für Dich - die Richtige, wenn du weißt, wohin du gehen mußt.

Albert Camus "Der Mythos von Sisyphus"



Zeit ist etwas, das man um so weniger begreift, je mehr man davon erfährt.
Man kann sich ihrer nie sicher sein...
Sie ist immer da, aber wenn du sie packen willst, greifst du ins Leere,
denn sie ist schon wieder vergangen.

Hans Bemman "Stein und Flöte"



Wenn Musik gespielt wird, hören wir eine Melodie und vergessen,
daß es sich nur um eine Gestaltung von Zeit handelt;
wenn das Orchester verstummt, hören wir die Zeit, die Zeit selbst,
in ihrer ursprünglichen, eigentlichen Form... - die reine leere Zeit.

Milan Kundera "Der Scherz"



Begegnen wir der Zeit, wie sie uns sucht.

Shakespeare "Cymeline"



Als das Universum aus dem Nichts erschaffen wurde, fiel es sogleich wegen mangelnden
Zusammenhalts auseinander. Wie Tausende kleiner Mosaiksteine, die keinen offenkundigen Sinn
oder Zweck haben, sind alle Stücke in Form und Größe identisch, obwohl sie sich in Farbe und Muster
unterscheiden mögen, und wir haben von dem Mosaik kein Bild, das uns leiten könnte.
Niemand weiß mit Sicherheit, wie es aussehen wird, bis das letzte Steinchen an der richtigen Stelle eingepaßt ist....
Für diese Aufgabe gibt es drei Werkzeuge:
- vollständige Nichteinmischung
- aktive Kontrolle über jede einzelne Bewegung
- und Austausch von Kräften, bis ein zufriedenstellendes Gleichgewicht erreicht ist.
Es führt jedoch keine dieser Methoden zum Erfolg,
wenn die beiden anderen nicht mit ihr in Einklang gebracht worden sind.
Das müssen wir als grundlegendes Prinzip hinnehmen - sonst haben wir keine Erklärung für das,
was bereits zu unserer Kenntnis gelangt ist.
Das Problem ist bisher ungelöst, aber wir machen Fortschritte in einzelnen Wellen.
Einer Zunahme des allgemeinen Wissens folgt ein Rückschlag, bei dem Wissen verlorengeht -
nur um während der nächsten Welle neu erworben und verbessert zu werden.
Denn der Unterschied zwischen jenem Mosaik und dem Universum ist,
daß kein Mosaik je mehr werden kann, als ein Bild, in dem jede Bewegung aufgehört hat -
ein Bild des Todes. Wir arbeiten aber nicht auf eine Zeit hin, in der alles stillsteht,
sondern auf eine Zeit, in der alles sich zur Freude der Betroffenen in Bewegung befindet -
Fels, Pflanze, Fisch, Vogel, Säugetier und Mensch.
Das war nie eine leichte Aufgabe und wird es nie sein.
Aber die Straße, die in Hoffnung gebaut wird, ist dem Reisenden angenehmer,
als die Straße, die in Verzweiflung gebaut wird - obwohl sie beide zum gleichen Bestimmungsort führen.

Aus den Lehren Micons von Ahtarrath, aufgezeichnet von Rajaster dem Magier - Marion Zimmer Bradley "Das Licht von Atlantis"



Nicht willens, eine bloße mineralische Existenz fortzuführen, waren die Pflanzen die ersten Rebellen.
Aber die Freuden einer Pflanze sind auf die Anzahl von Wegen beschränkt, auf denen sie,
die das Reich der Minerale regierenden Gesetze umgehen kann ....
Es gibt giftige Minerale, die Pflanzen, Tiere und Menschen töten können.
Es gibt giftige Tiere (meist Reptilien), die Menschen töten können -
Aber der Mensch ist nicht fähig, die Vergiftungskette fortzusetzen,
denn auch wenn er andere Wesen zu vergiften vermag, hat er doch nie ein Mittel entwickelt, um Gott zu vergiften....

Aus dem Kodex des Adepten Riveda - Marion Zimmer Bradley " Das Licht von Atlantis"



Wer in die Fußstapfen anderer steigt, hinterläßt keine eigenen Spuren.

Sprichwort



...ein Mensch muß bei seinem Tod etwas dalassen....
Ein Kind oder ein Buch oder ein Bild, ein Haus oder wenigstens eine Mauer,
die er gebaut, oder ein Paar Schuhe, das er geschustert. Oder ein Garten, den er angelegt hat.
Irgend etwas, das deine Hand anrührte, so daß deine Seele eine Bleibe hat, wenn du stirbst....
Ganz gleich, was man tut..., solange man etwas von seinem eigenen Wesen in irgend etwas hineinsteckt.

Ray Bradbury " Fahrenheit 451"



Die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut.
Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt.
Früher waren sie Kinder, dann wurden sie erwachsen, aber was sind sie nun?
Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.

Erich Kästner



Ein Kind liebt nicht etwa, weil es etwas haben will, es liebt auch ohne um eine Gabe zu bitten, es liebt und fragt nicht warum.
Liebe ist offen, ohne Bedingungen, ohne Abweisung, ohne für und wider. Liebe ist einfach da, sich zu öffnen, zu verschenken und Liebe anzunehmen. Wir leben - das ist eine Tatsache. Wir sind fähig zu lieben, - warum tun wir es dann nicht uneingeschränkt, wir haben doch,
indem wir lieben, nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen.

Jakob Lorber



Unser Glaube, daß ein Wesen an einem unbekannten Leben teilhat, in das die Liebe uns mit hineintragen würde, ist unter allem,
was die Liebe zu ihrer Entstehung braucht, das Bedeutungsvollste, dem gegenüber alles andere nur noch wenig ins Gewicht fallen kann.

Marcel Proust "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit"



Den geschlechtlichen wie den mitleidenden und anbetenden Empfindungen ist gemeinsam,
daß hier der eine Mensch durch sein Vergnügen einem anderen Menschen wohltut -
man trifft derartige wohlwollende Veranstaltungen nicht zu häufig in der Natur.

Friedrich Nietzsche



Wollen wir ein Menschenleben verstehen, so müssen wir wissen, welche Rolle die Erotik darin spielt.

Eduard von Keyserling



Erotik ist nicht nur Streben nach einem Körper, sondern im selben Maße auch Streben nach Ehre.
Der Partner, den wir uns erobert haben, der uns liebt und begehrt wird zum Spiegel unserer selbst,
zum Maß all dessen, was wir sind und was wir bedeuten.
In der Erotik suchen wir das Bild unser eigenen Bedeutung.

Milan Kundera "Das Buch der lächerlichen Liebe"



Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben.

Johann Wolfgang von Goethe



...obwohl ich weiß, wie einfach es wäre, den Jugendtraum von der Liebe zu vergessen - ihn zu vergessen, die Grenze zu überschreiten
und sich im Reich der sonderbaren Freiheit wiederzufinden, wo weder Schamgefühl oder Hemmungen noch Moral existieren,
im Reich einer sonderbaren, ekelhaften Freiheit, wo alles erlaubt ist, wo es genügt zu lauschen, wie im Innern des Menschen der Sexus,
dieses Tier pulsiert. - Und ich weiß auch, daß ich beim Überschreiten dieser Grenze aufhören würde, ich selbst zu sein,
ich würde zu einer anderen, ich weiß überhaupt nicht, wer ich dann wäre, und mir graut davor, vor dieser schrecklichen Verwandlung,
und deshalb suche ich die Liebe, verzweifelt suche ich die Liebe, in die ich als jene eingehen dürfte, die ich bis jetzt noch bin,
mit meinen alten Träumen und Idealen, denn ich will nicht, daß mein Leben entzweibricht, ich will, daß es ganz bleibt, vom Anfang bis zum Ende.

Milan Kundera "Der Scherz"



Auch der Geist kann eine erogene Zone sein.

Raquel Welch



Ich war immer der Meinung, daß man in der Liebe besitzen müßte,
und ich habe immer Opposition gebildet gegen die Entsagungspoesie;
aber das Platonische hat auch sein Gutes - es verhindert einen nicht,
am Tage zu träumen und des Nachts zu schlafen, und jedenfalls ist es nicht sehr kostspielig.

Heinrich Heine "Brief an Lewald v. 25.1.1837"



Der Mensch sehnt sich immer am stärksten nach dem, was sich ihm entzieht...

Milan Kundera "Der Scherz"



Wo keine Liebe ist, ist auch keine Wahrheit. Und nur der ist Etwas, der etwas liebt -
Nichts sein und nichts lieben ist identisch.
Je mehr einer ist, desto mehr liebt er und umgekehrt.

Ludwig Feuerbach



Liebe - gleichgültig wann und wo man sie findet, und dauere sie auch nur ein paar Augenblicke - kann nichts anderes als Freude bringen.

(unbekannt)



Es ist bemerkenswert, daß wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er sei.
Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, daß sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält,
in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen.
Wir wissen, daß jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet,
und daß auch dem Liebenden sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte.
Vieles sieht er wie zum ersten Male. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis.
Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, daß wir mit den Menschen,
die wir lieben, nicht fertig werden: weil wir sie lieben; solange wir sie lieben.
Man höre bloß Dichter, wenn sie lieben; sie tappen nach Vergleichen, als wären sie betrunken,
sie greifen nach allen Dingen im All, nach Blumen und Tieren, nach Wolken,
nach Sternen und Meeren. Warum? So wie das All, wie Gottes unerschöpfliche Geräumigkeit,
schrankenlos, alles Möglichen voll, aller Geheimnisse voll, unfaßbar ist der Mensch, den man liebt -
Nur die Liebe erträgt ihn so....

Max Frisch "Du sollst dir kein Bildnis machen"



Laßt uns das Leben genießen, solange wir es nicht begreifen.

Kurt Tucholsky



"Intime Distanz"
...Nur wenn ich sicher bin, daß du nicht zurückschaust, schau ich dir nach.
...nur wenn du sicher bist, daß ich dir nicht nachschau, blickst du zurück.
Warum suchen wir die Begegnung, die wir vermeiden wollen?
Warum fliehen wir vor der Begegnung, die wir suchen?

(unbekannt)



Laß den Liebenden lieben, wen er liebt, denn sagst du ihm, er solle nicht lieben, liebt er doch wen er liebt, und dich haßt er.

Jahn,Jahnheinz "Die Welt ist Wind" (Afrikanische Pointen) Fulani (Senegal)



...und steht nicht tatsächlich zwischen uns und den Menschen, die wir nicht mehr lieben
und denen wir nach Jahren wieder von neuem begegnen, der Tod, ganz so,
als gehörten sie dieser Welt nicht mehr an, da ja die Tatsache, daß unsere Liebe nicht mehr existiert,
aus denen, die sie vordem waren, oder aus dem, der wir selber gewesen sind, etwas wie Verstorbene macht?

Marcel Proust "Die wiedergefundene Zeit"



Still und ruhig auferzogen wirft man uns auf einmal in die Welt.
Uns umspülen hunderttausend Wogen, alles reizt uns, mancherlei gefällt,
Mancherlei verdrießt uns und von Stund zu Stunden schwankt das leicht unruhige Gefühl,
Wir empfinden, und was wir empfunden spült hinweg das bunte Weltgefühl.

Goethe



Der Tod nimmt dem Menschen, was er gern behielte, und läßt ihm, was er gern verlöre...

Peter S. Beagle "Das letzte Einhorn"



Über allen wesentlichen Probleme
(... Probleme, die möglicherweise das Leben kosten, oder solche, die den Lebenswillen steigern)
gibt es wahrscheinlich nur zwei Denkweisen: die von La Palisse * und die von Don Quijote.
Nur das Gleichgewicht von Evidenz und Schwärmerei kann uns gleichzeitig Erregung und Klarheit verschaffen.

La Palisse* Ein französischer Hauptmann, der 1525 in der Schlacht bei Pavia (südl. v. Mailand) fiel und zu dessen Ehren seine Soldaten ein Berühmtes Lied dichteten, darin heißt es : " Eine Viertelstund vor seinem Tod - da war er noch am Leben!"

Albert Camus "Der Mythos von Sisyphus"



Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord - die Entscheidung, ob das Leben sich lohne oder nicht.
Sie beantwortet die Grundfrage der Philosophie. ...ob die Welt drei Dimensionen und der Geist neun oder zwölf Kategorien habe -
kommt erst später.... Galileis Wahrheit war den Scheiterhaufen nicht wert. Ob die Erde sich um die Sonne dreht oder die Sonne um die Erde -
das ist im Grunde gleichgültig. Die dringlichste aller Fragen, ist die Frage nach dem Sinn des Lebens.

Albert Camus "Der Mythos von Sisyphus"



Ich habe oft Gelegenheit gehabt, zu beobachten, daß...
Vergessen stets durch eine plötzliche Umwandlung der Freude in Leid
oder des Leides in Freude herbeigeführt wird -
daß die Kraft und die Schnelligkeit des Vergessens
zu der Größe des Kontrastes immer im Verhältnis steht.

Edgar Allan Poe "Gordon Pyms"



Das Leben ist ein schreckliches Geschäft, voll böser Überraschungen,
in dem alles, was man hoffen darf, darin besteht, nicht allzu übel zugerichtet zu werden.

Marion Zimmer Bradley " Geisterlicht"



Die Welt ist wahrlich voller Gefahren, und es gibt viele dunkle Orte auf ihr;
doch noch immer gibt es vieles Schöne,
und obwohl heute in allen Landen Liebe mit Leid vermengt ist,
wird das Schöne vielleicht um so größer.
So ist es oft mit Taten, die die Räder der Welt in Bewegung setzen:
Kleine Hände vollbringen sie, weil sie müssen,
während die Augen der Großen anderswo sind.
Die Beine eines mächtigen Menschen werden auf einer schlechten Straße zurückbleiben,
während ein kleinerer weitergeht, und sei die Last auch das Doppelte seines Eigengewichts.

J.R.R. Tolkien "Der Herr der Ringe"



...ein Mensch ist immer das Opfer seiner Wahrheiten. Hat er sie einmal erkannt, so kann er sich von ihnen nicht freimachen.
...Er bleibt für immer daran gebunden. Ein Mensch, der keine Hoffnung hat und sich dessen bewußt ist, hat keine Zukunft mehr.

Albert Camus "Der Mythos von Sisyphus"



Auf dem Weg zur Wahrheit, schaue nur soweit bis ins eigene Herz.

John Lennon



Die Dinge, die wir lernen, schlagen Funken,
und die Funken entzünden Feuer
und der Schein des Feuers enthüllt seltsame Dinge,
die sich in der Dunkelheit bewegen....
Die Dunkelheit kann dich Dinge lehren,
die das Licht nie gesehen hat und niemals zu sehen fähig sein wird....

Aus dem Kodex des Adepten Riveda Marion Zimmer Bradley "Das Licht von Atlantis"



...Aber jeder Schatten ist im Letzten doch auch Kind des Lichts,
und nur wer Helles und Dunkles, Krieg und Frieden, Aufstieg und Niedergang erfahren,
nur der hat wahrhaft gelebt.

Stefan Zweig "Die Welt von gestern"



Der einzige Maßstab, den das Böse kennt, ist Begehren, das Streben nach Macht, und danach beurteilt es alle Herzen.
Ihm kommt der Gedanke nicht, daß jemand keinen Gebrauch davon machen will.

J.R.R. Tolkien "Der Herr der Ringe"



(Viele) Übel gibt es, die kommen mögen... ...Doch es ist nicht unsere Aufgabe, alle Zeiträume der Welt zu lenken,
sondern das zu tun, wozu wir fähig sind: das Übel in den Feldern auszumerzen, die wir kennen, damit jene, die später leben,
einen sauberen Boden zu bestellen haben. Auf das Wetter, das sie haben werden, können wir keinen Einfluß ausüben.

J.R.R. Tolkien "Der Herr der Ringe"



Science - fiction ist eine Krücke für alle, die mit Phantasie nichts anfangen können.
Science - fiction zwingt den Leser, sich Technologie und Kulturen der Zukunft ohne die Krücke des Hier und Jetzt vorzustellen.
Fantasy zwingt den Leser, sich mit seinen Archetypen zu beschäftigen... dem Unterbewußtsein....
Ihn bindet noch nicht einmal die "imaginäre Zukunft" an unsere alltägliche Welt.
Fantasy führt uns geradewegs in unsere Psyche und zu unseren "Vorbildern", zu den inneren Bedürfnissen von Seele und Geist.

( M.Straight über J.R.R.Tolkien:"Fantasy verhüllt das innere Wesen der Wirklichkeit nicht, sondern erhellt es".)

Marion Zimmer Bradley Nachwort zu "Tochter der Nacht"



...einige Bücher haben Poren, sie haben Gesichter -
man kann sie unter die Lupe nehmen
und Leben in unendlicher Fülle darin entdecken.
Je mehr Poren; je mehr wahrheitsgemäß festgehaltene,
lebendige Einzelzüge man auf dem Quadratzoll beschriebenen Papiers findet,
um so mehr gehört es zur "Literatur".

Ray Bradbury "Fahrenheit 451"



Das Geheimnis... eines Romans...liegt in dem Wissen von der Ordnung der Dinge.
Der Schweinehirt kann nicht schon zu Beginn seiner Abenteuer die Prinzessin heiraten,
Hänsel nicht an die Tür des Hexenhauses pochen, wenn die Hexe verreist ist.
Der böse Oheim kann nicht entdeckt und unschädlich gemacht werden, bevor er etwas Böses getan hat.
Die Dinge müssen geschehen, wenn die Zeit dafür reif ist. - Weissagungen dürfen nicht wie ungepflückte Früchte verderben,
Fahrten und Fahndungen nicht einfach abgebrochen werden. -
Einhörner dürfen lange Zeit unerettet bleiben - aber nicht für immer.
Der glückliche Ausgang einer Geschichte darf nicht schon in deren Mitte stattfinden.

Peter S. Beagle "Das letzte Einhorn"



Einen Roman zu schreiben heißt vor allem eine Welt erschaffen wollen (oder die eigene abgrenzen - was auf dasselbe hinauskommt.)
Es heißt von dem grundsätzlichen Mißverständnis ausgehen, daß den Menschen von seiner Erfahrung trennt,
und seinem Heimweh entsprechend ein Gebiet des Einverständnisses finden, ein von Vernunftgründen eingeengtes
oder von Analogien erhelltes Universum, das eine Lösung des unerträglichen Zwiespalts erlaubt.
Der Schreiber ist immer ein Schöpfer - er hat seine Gestalten, seine Symbole und seine heimliche Handlung - und er hat seine Lösungen....
Der Vorrang, den der Roman vor der Poesie und dem Essay erworben hat, bedeutet allem Anschein zum Trotz, eine größere
Intellektualisierung der Kunst. Die Fruchtbarkeit und die Größe einer Kunstgattung messen sich oft an dem Schund,
den man in ihrem Bereich findet. Gerade diese wenigen guten Romane aber haben ihr Universum. Sie haben ihre Logik, ihre Überlegungen,
ihre Institution und ihre Postulate. Jeder Roman hat seine Ansprüche auf Klarheit –
fast jeder hält sich für fähig zu denken und im gewissem Grade denkt er besser oder schlechter tatsächlich.
Sehr wenige können sich dagegen als einen Dichter vorstellen...

Albert Camus "Der Mythos von Sisyphus"



... schließlich sind wir nichts als Schutzumschläge für Bücher, im übrigen aber belanglos....
Beurteile ein Buch nicht nach dem Umschlag!

Ray Bradbury "Fahrenheit 451"



Der Unterschied zwischen Schriftstellerei und Schaustellerei (liegt) darin, daß im Roman kein Podium,
keine Gitterstäbe und kein Manegengrund den Betrachter vom Gegenstand seiner Neugierde trennen.
Vielmehr wird die Einbildungskraft des Lesers gezwungen, sich nacheinander das durch leibliches
wie seelisches Leiden gestörte Körpergefühl... zu eigen zu machen,
also gewissermaßen von innen heraus nachzuvollziehen.

Antonio Lobo Antunes "Die Natürliche Ordnung der Dinge"



...Seit dem Augenblick, da das Denken wichtiger geworden ist als der Stil, hat sich die große Masse des Romans bemächtigt.
- Dies hat auch seine Vorteile: Die Besten werden zu größeren Ansprüchen sich selbst gegenüber geführt - wer dabei scheitert,
(hat nicht verdient gelesen zu werden). Die wahren Schöpfer eines Romans betrachten ihr Kunstwerk gleichzeitig als ein Ende
und als einen Anfang. Es ist das Ergebnis einer oft unausgesprochenen Philosophie, ihre Veranschaulichung und ihre Krönung.
Dieses Kunstwerk rechtfertigt schließlich die Variante eines alten Themas, daß etwas Denken vom Leben entfernt,
viel Denken aber zum Leben zurückführt.

Albert Camus "Der Mythos von Sisyphus"



...Freiheit meint nach Rosa Luxemburg: "Freiheit des anderen." Das gleiche Prinzip steckt in den berühmten Worten Voltaires:
"Ich verabscheue, was Sie sagen; ich werde ihr Recht, es zu sagen bis zum Tod verteidigen."
Falls die intellektuelle Freiheit... überhaupt einen Sinn hat, dann den, daß jeder das Recht haben soll, das zu sagen...,
was er für die Wahrheit hält, vorausgesetzt nur, er fügt dem Rest der Gemeinschaft nicht unverkennbar Schaden zu.

George Orwell Nachwort zu "Farm der Tiere"



An die Stelle des Gebrauchens, weil man es braucht, ist das Haben,
oft ohne es nutzen zu können, getreten.
Das macht unübersichtlich und unzufrieden...

Walter Pätzold "Waldlehrpfad"



Der eine kleine Garten eines freien Gärtners war alles, was er brauchte und was ihm zustand,
nicht ein Garten, der zu einem Reich angewachsen war; selbst Hand anzulegen,
nicht den Händen anderer zu befehlen.

J.R.R. Tolkien "Der Herr der Ringe"



Dem Ungeduldigen läuft alles davon, aber alles kommt zu dem der warten kann.

Hans Bemman " Stein und Flöte"



Es gibt ebensowenig eine hundertprozentige Wahrheit, wie hundertprozentigen Alkohol.

Sigmund Freud
- ein Fanatiker der Wahrheit, aber zugleich der Begrenztheit jeder Wahrheit genau sich bewußt.
Man lernte und bewunderte zugleich, man fühlte sich mit jedem Wort verstanden von diesem großartig Vorurteilslosen,
den kein Geständnis erschreckte, keine Behauptung erregte, und für den der Wille, andere zum Klarsehen,
zum Klarfühlen zu erziehen, längst instinktiver Lebenswille geworden war.
Im Augenblick, da man in sein Zimmer trat, war der Wahnsinn der äußeren Welt gleichsam abgetan.
Zum ersten Mal erlebte ich den wahrhaft Weisen, den über sich selbst erhobenen.

Stefan Zweig über Freud in "Die Welt von gestern"



...Aus dem anonymen und geheimnisvollen Urwald ist unser Wald geworden.
Wir haben vom Wald Besitz ergriffen, und Eigentum verpflichtet, wie ein geflügeltes Wort zurecht mahnt ...
Damit soll keiner utopischen Urwaldwirtschaft nach gejammert werden,
es ist nur Erkenntnis und Appell für sich und jedermann:
Mensch - , es gibt zuviel von deiner Sorte, also halte dich zurück!

Walter Pätzold "Waldlehrpfad"



Der moderne Mensch hat sich in eine Ware verwandelt;
Er erlebt seine Lebensenergie als Investition,
mit der er entsprechend seiner Stellung und seiner Situation
auf dem Personalmarkt einen möglichst hohen Profit erzielen möchte.
Er ist sich selbst und der Natur entfremdet.

Kutschera "Geheimnis Intelligenz"


Ein Krieger des Lichts glaubt.
Weil er an Wunder glaubt, geschehen auch Wunder.
Weil er sich sicher ist, daß seine Gedanken sein Leben verändern können, verändert sich sein Leben.
Weil er sich sicher ist, daß er der Liebe begegnen wird, begegnet ihm diese Liebe auch.
Manchmal wird er enttäuscht, manchmal verletzt .
Aber der Krieger weiß, daß es sich lohnt.
Für jede Niederlage gibt es zwei Siege. Alle die glauben wissen das.

Paul Coelho „Handbuch des Kriegers des Licht“



Die meisten Menschen sind sich der Sinnlosigkeit ihrer Lebensbeschäftigung bewußt – Aber sie wollen vergessen. -
Man gewöhnt sich so rasch. Man will Geld verdienen, um glücklich zu leben, und die ganze Anstrengung, die beste Kraft eines Lebens
konzentrieren sich auf den Erwerb dieses Geldes. Das Glück wird vergessen, das Mittel ist Selbstzweck.
Das menschliche Herz kennt so viel eigensinnige Hoffnungen. Die Menschen, die am meisten gerupft werden,
sind manchmal zur Illusion bereit. Diese, durch das Bedürfnis nach Frieden diktierte Billigung ist der innere Bruder der existentiellen
Zustimmung. - So gibt es Götter des Lichts und Götzen der Finsternis.
Aber den Mittelweg, der zu den Gesichtern des Menschen führt, gilt es zu finden.
...Wie auch immer - da Du und ich und alle Menschen irgend einen Weg einschlagen müssen – einen von den vielen,
die schließlich doch alle an das gleiche Ziel führen, warum sollte es nicht dieser sein.......?

( unbekannt)



Das Leben ist wie ein Netz aus Straßen und Wegen, folgt man dem einen Weg, wo man glaubt, daß er zum Ziel führe,
erlebt man Dinge, welche dazu führen, daß man wieder einen anderen Weg einschlägt, den man vorher gar nicht gehen wollte,
und dann noch weitere ... und weitere... So kommt man irgendwo dort an, wo man eigentlich gar nicht sein wollte.
Auch wenn man sich dessen dann bewußt ist - zum ursprünglichen Ausgangspunkt zurückzukehren ist unmöglich,
da die Zeit alles verändert hat, Häuser, Dörfer, Menschen und auch dich selbst.
Man kann dann nur noch versuchen bewußt das ursprüngliche Ziel ins Auge zu fassen,
um möglicherweise auf Umwegen doch noch dahin zu gelangen.

Eigene Gedanken



Der Mythos von der Ewigen Wiederkehr sagt uns in der Negation,
daß das ein für allemal entschwindende und niemals wiederkehrende Leben einem Schatten gleicht,
daß es ohne Gewicht ist und tot von vornherein;
wie grauenvoll, schön oder herrlich es auch immer gewesen sein mag -
dieses Grauen, diese Schönheit, diese Herrlichkeit bedeuten nichts.
Sagen wir also, daß der Gedanke der Ewigen Wiederkehr eine Perspektive bezeichnet,
aus der die Dinge uns anders erscheinen, als wir sie kennen:
sie erscheinen ohne den mildernden Umstand ihrer Vergänglichkeit.
Dieser mildernde Umstand hindert uns nämlich daran, ein Urteil zu fällen.
Wie kann man etwas verurteilen, das vergänglich ist?
Im Abendrot leuchtet alles im verführerischen Licht der Nostalgie, sogar die Guillotine.
Man kann nie wissen, was man wollen soll, weil man nur ein Leben hat,
das man weder mit früheren Leben vergleichen noch in späteren korrigieren kann.
Es ist unmöglich zu überprüfen, welche Entscheidung die richtige ist, weil es keine Vergleiche gibt.
Man erlebt alles unmittelbar, zum ersten Mal und ohne Vorbereitung. Wie ein Schauspieler, der auf die Bühne kommt,
ohne vorher je geprobt zu haben. Was aber kann das Leben wert sein, wenn die erste Probe für das Leben schon das Leben selber ist?
Aus diesem Grunde gleicht das Leben immer einer Skizze.
Auch " Skizze" ist nicht das richtige Wort, weil Skizze immer ein Entwurf zu etwas ist, die Vorbereitung eines Bildes,
während die Skizze unseres Lebens eine Skizze von nichts ist, ein Entwurf ohne Bild.


Milan Kundera "die unerträgliche Leichtigkeit des Seins"



Wir
wissen es inzwischen
Wer längere Zeit am Täumen gehindert wird, verliert den Verstand.
Könnte es nicht sein,daß wir mehr und mehr
an eben dieser Krankheit leiden

Michael Ende



Alle aus dem Lateinischen hervorgegangenen Sprachen bilden das Wort Mitgefühl aus der Vorsilbe com - und dem Wort,
das ursprünglich "Leiden" bedeutete: passio. Andere Sprachen, so das Tschechische, das Polnische und das Schwedische,
drücken diesen Begriff durch ein Substantiv aus, das aus der Vorsilbe Mit - und dem Wort "Gefühl" besteht
(tschechisch sou-cit, polnisch wspol-uczucie, schwedisch med-känsla).
In den aus dem Lateinischen hervorgegangenen Sprachen bedeutet das Wort compassio:
wir können nicht herzlos den Leiden eines anderen zuschauen; oder : wir nehmen Anteil am Leid des anderen.
Aus einem anderen Wort mit ungefähr derselben Bedeutung (französisch pitié, englisch pity, italienisch pietà usw.)
schwingt sogar unterschwellig so etwas wie Nachsicht dem Leidenden gegenüber mit: "Avoir de la pitié pour une femme" heißt,
daß wir besser dran sind als diese Frau, uns zu ihr hinabneigen, uns herablassen.
Aus diesem Grund erweckt das Wort Mitleid Mißtrauen: es bezeichnet ein schlechtes Gefühl,
das als zweitrangig empfunden wird und nicht viel mit Liebe zu tun hat. Jemanden aus Mitleid zu lieben heißt, ihn nicht wirklich zu lieben.
In den Sprachen, die das Wort nicht aus der Wurzel "Leiden", sondern aus dem Substantiv "Gefühl" bilden,
wird es ungefähr in demselben Sinn gebraucht; man kann aber nicht behaupten, es bezeichne ein zweitrangiges, schlechtes Gefühl.
Die geheime Macht der Etymologie läßt das Wort in einem anderen Licht erscheinen, gibt ihm eine umfassendere Bedeutung:
Mit-Gefühl haben bedeutet, das Unglück des anderen mitzuerleben, genausogut aber jedes andere Gefühl mitempfinden zu können:
Freude, Angst, Glück, und Schmerz.
Dieses Mitgefühl (im Sinne von soucit, wspoluczucie, medkänsla) bezeichnet also den höchsten Grad der gefühlsmäßigen Vorstellungskraft, die Kunst der Gefühlstelepathie; in der Hierarchie der Gefühle ist es das höchste aller Gefühle.


Milan Kundera "die unerträgliche Leichtigkeit des Seins"


Im Unterschied zu Parmenides* war für Beethoven die Schwere offenbar etwas Positives.
"Der schwer gefaßte Entschluß" ist verbunden mit der Stimme des Schicksals ("Es muß sein!");
Schwere, Notwendigkeit und Wert sind drei eng zusammenhängende Begriffe:
nur das Notwendige ist schwer, nur was wiegt, hat Wert.
Diese Überzeugung wurde aus der Musik Beethovens geboren, und obwohl es möglich
(wenn nicht sogar wahrscheinlich) ist, daß eher Beethovens Interpreten als der Komponist selbst
dafür verantwortlich sind, teilen wir heute alle mehr oder weniger diese Überzeugung:
Für uns besteht die Größe des Menschen darin, daß er sein Schicksal trägt,
wie Atlas das Himmelszelt auf seinen Schultern getragen hat.
Beethovens Held ist ein Gewichtheber metaphysischer Gewichte.
*Parmenides (6.Jh.v.Ch.) sah die ganze Welt in Gegensatzpaare aufgeteilt:
Licht-Dunkel, Feinheit-Grobheit, Wärme-Kälte, Sein-Nichtsein.
Er betrachtete den einen Pol Licht, Feinheit, Wärme, Sein) als positiv, den anderen als negativ.
Was ist positiv, das Schwere oder das Leichte?
Parmenides antwortete: das Leichte ist positiv, das Schwere negativ.
Wir alle halten es für undenkbar, daß die Liebe unseres Lebens etwas Leichtes, etwas Gewichtloses sein könnte;
wir stellen uns vor, daß unsere Liebe ist, was sie sein muß; daß ohne sie unser Leben nicht unser Leben wäre.
Wir sind überzeugt, daß der mürrische Beethoven mit seiner wirren Mähne persönlich sein
"Es muß sein!" für unsere große Liebe spielt.

Milan Kundera "die unerträgliche Leichtigkeit des Seins"










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